SPD-Chef Gabriel umwirbt Linkspartei:"Kommt zu uns, Genossen"

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Die SPD geht neue Wege in der Mitgliederwerbung: Sigmar Gabriel findet schmeichelnde Worte für die Führungsspitze der Linkspartei, Vize-Fraktionschef Dietmar Bartsch bezeichnet er als "politisches Ausnahmetalent". Auch gegenüber früheren SED-Mitgliedern zeigt sich der SPD-Chef offen.

Daniel Brössler, Berlin

SPD-Chef Sigmar Gabriel wirbt um enttäuschte Mitglieder der Linkspartei. "Kommt zu uns, Genossen! Herzlich willkommen in der SPD", sagte Gabriel dem Magazin Stern. Er wende sich an jene, "die nicht nur Fundamentalopposition spielen, sondern wirklich etwas verbessern wollen".

"Herzlich willkommen in der SPD!": Sigmar Gabriel umschmeichelt in einem Doppelinterview im Stern Linkspartei-Vize Dietmar Bartsch. (Foto: ag.ddp)

Freundlich äußerte sich Gabriel über Linkspartei-Chef Klaus Ernst, ein langjähriges früheres SPD-Mitglied. Der Werdegang Ernsts sei der "eines engagierten Gewerkschafters, der sich in die Linkspartei verirrt hat". Als Mitinitiator der "Initiative für Arbeit und soziale Gerechtigkeit" war Ernst 2004 aus der SPD ausgeschlossen worden.

Auch Vize-Fraktionschef Dietmar Bartsch umwarb Gabriel. Dieser sei ein "politisches Ausnahmetalent" und werde in den inneren Kämpfen seiner Partei "verschwendet". Bis zum vergangenen Jahr war Bartsch Bundesgeschäftsführer der Linken. Er gilt als Führungsfigur der ostdeutschen Reformer und unterlag in einem Machtkampf mit Ex-Parteichef Oskar Lafontaine.

Die SPD bezeichnete Bartsch zwar als "im Moment nicht sonderlich attraktiv", sagte aber auch: "Um mich dort hinzukriegen, müsste sich die Linke so entwickeln, dass es nicht mehr meine Partei wäre." Die "Hoffnung der SPD, dass sie ernst zu nehmende, wichtige Teile unserer Partei gewinnen kann", werde sich als falsch erweisen, versicherte Fraktionschef Gregor Gysi.

Es sei falsch, Menschen immer noch wegen einer früheren SED-Mitgliedschaft auszugrenzen, stellte Gabriel klar. Die SPD hatte nach der Wende sehr restriktiv auf den Wunsch früherer Mitglieder der DDR-Staatspartei SED reagiert, in die sozialdemokratische Partei zu wechseln. Dies sei in der Zeit auch gar nicht anders möglich gewesen, erklärte Gabriel. "Die Gründer der Ost-SPD waren Opfer der SED-Diktatur. Für sie war es unvorstellbar, selbst mit einfachen SED-Mitgliedern zusammenzuarbeiten, die sich nichts haben zu schulden kommen lassen", sagte Gabriel .

© SZ vom 26.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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