SPD:Axt an die Wurzeln

Andrea Nahles löst die Historische Kommission der SPD auf. Das ist eine grobe Gedankenlosigkeit.

Von Mike Szymanski

Im Moment gibt es nicht viele Gewissheiten, an die sich die SPD noch klammern kann. Parteichefin Andrea Nahles hat verstanden, dass die Menschen zunehmend Mühe haben zu erkennen, wofür die SPD überhaupt noch steht. Nach etlichen Wahlniederlagen und ihrem taumelnden Gang in die große Koalition weiß die SPD das selbst nicht mehr so genau. Umso erstaunlicher ist es, mit welcher Rigorosität Nahles die Axt an die Wurzeln der Partei anlegt: Ausgerechnet für die Historische Kommission will die 155 Jahre alte Partei kein Geld mehr haben.

Geschichtslosigkeit muss sich Nahles deshalb vorwerfen lassen - Gedankenlosigkeit trifft es eher. Denn was sollte der SPD in einer Zeit, in der ihr die Hetzer und Geschichtskonstrukteure der AfD den Rang abzulaufen drohen, mehr Mut machen als ein Blick in die Geschichte? Die SPD könnte aus der Erinnerung Selbstbewusstsein beziehen; sie hat ja nicht alles falsch gemacht. Heute sind es Selbstzweifel, die die Partei verzwergen, verstärkt noch durch das flatterhafte Vorgehen von Nahles' Vorgängern. Aber die Tage der SPD sind ja noch nicht gezählt, oder?

Es stimmt schon, in der SPD muss sich vieles ändern. Womöglich auch die Arbeit der Historischen Kommission. Diese Chance sollte sie bekommen. Ihre Arbeit jedoch für überflüssig zu erachten, könnte sich bitter rächen.

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