Spannungen um Libanon:Der Feind meines Freundes

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Eine libanesische Künstlerin malt in Beirut ein Bild des zurückgetretenen Ministerpräsidenten al-Hariri. (Foto: REUTERS)

Israel und Saudi-Arabien verbindet wenig - außer der Feindschaft mit Iran und Hisbollah. Treten die Israelis nun in den Konflikt um den Libanon ein, droht ein neuer Krieg im Nahen Osten.

Kommentar von Alexandra Föderl-Schmid

In den vergangenen Tagen ist die Gefahr gestiegen, dass im Nahen Osten ein neuer Krieg ausbricht. Schuld daran ist Saudi-Arabien, das den Libanon zum neuen Kampfgebiet erkoren hat und mit Israel eine ungewöhnliche Allianz eingegangen ist. Beide verbindet die Feindschaft mit Iran nach dem Motto: Der Feind meines Feindes ist mein Verbündeter. Saudi-Arabien geht es nur vordergründig um die Hisbollah im Libanon, sondern eigentlich um die Vorherrschaft in der Region und den iranischen Einfluss.

Die Saudis haben zwar den Rücktritt des libanesischen Ministerpräsidenten Saad al-Hariri erzwungen und damit eine gefährliche Eskalation provoziert. Aber sie wollen selbst keinen Militärschlag führen, zumal sie bereits im Jemen gebunden sind und die Kämpfe dort andauern.

Die Israelis könnten erledigen, was der ehemalige US-Nahostbeauftragte und Botschafter in Israel, Dan Shapiro, treffend in wenige Worte kleidete: die Drecksarbeit für die Saudis. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat in den vergangenen Wochen einen Militärschlag nicht ausgeschlossen, Teile des Militärs drängen ihn zu diesem Schritt. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah warnte Israel "vor jeglichem Versuch, die Situation auszunutzen". Er warf Saudi-Arabien vor, Israel zu einem Krieg aufzuhetzen. Der Konflikt wandert von Syrien Richtung Süden.

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Die Saudis und Trump als Strippenzieher wären eine gefährliche Kombination

Israel bombardiert schon seit Wochen immer wieder Stellungen der Hisbollah in Syrien. Aber ein Krieg wie 2006 im Libanon wäre für Netanjahu ein riskantes Unterfangen. Diesmal könnte es kaum bei gezielten Schlägen etwa gegen das Hauptquartier der Hisbollah im Süden von Beirut bleiben. Zwar ist die Hisbollah durch den seit mehr als sechs Jahren andauernden Bürgerkrieg in Syrien geschwächt. Nach Schätzungen sind mindestens 800 Kämpfer getötet und Tausende verwundet worden. Aber die Gefahr ist groß, dass sich nach einem israelischen Militärschlag Iran aktiv einmischen würde - so wie es Teheran im benachbarten Syrien getan hat.

Israel könnte auch dem Glauben verfallen sein, dass es den USA mit einem Militärschlag im Libanon einen Gefallen tut. Jared Kushner, der Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump, hat in den vergangenen Wochen mehrere Besuche sowohl in Saudi-Arabien als auch in Israel absolviert. Prompt wird spekuliert, dass die USA im Hintergrund in die Vorbereitung von Militärschlägen involviert sein könnten. Saudi-Arabien und Trump im Hintergrund als Strippenzieher - das riecht nach einer gefährliche Kombination.

Israel läuft Gefahr, in einen Stellvertreterkrieg hineingezogen zu werden

Die eigene Stärke demonstriert Israel gerade bei der größten Luftwaffenübung, die es je im Land gegeben hat. An der Übung nehmen neben den USA noch fünf andere Staaten teil, darunter erstmals auch die Bundeswehr mit Eurofightern. Israel will zeigen: Wir können, wenn wir wollen.

Das ist auch ein Signal an die Palästinenser und ihre Verbündeten. Denn Israel kämpft auch an einer anderen Front. Nachdem am Gazastreifen ein in Richtung Israel gegrabener Tunnel entdeckt und zerstört wurde - mindestens zwölf Menschen, darunter Kämpfer der Hamas und des Islamischen Dschihad, wurden dabei getötet -, wurde im Süden des Landes aus Angst vor Vergeltungsanschlägen der Raketenschirm aktiviert.

Israels Regierung zeigt sich also zur Abwehr bereit. Aber sie rüstet sich auch für einen Angriff und läuft damit Gefahr, in einen Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran hineingezogen zu werden. Netanjahu betreibt eine gefährliche Eskalation.

© SZ vom 11.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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