Spanischer Bürgerkrieg:Deutsche Bomben auf Gernika

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Hunderte Häuser komplett zerstört, zahlreiche weitere beschädigt: Gernika nach dem Bombardement durch die deutsche Legion Condor. (Foto: dpa)

Im Spanischen Bürgerkrieg exerzieren Hitlers Flieger die Zerstörung der baskischen Stadt aus der Luft. Die Nachricht von der Bombardierung geht um die Welt - auch dank eines Fußballteams.

Von Thomas Urban, Madrid

Der 26. April 1937 war ein Montag, in dem baskischen Städtchen Gernika (so damals der offizielle Name des Ortes, wenn er auch unter der spanischen Bezeichnung "Guernica" traurige Berühmtheit erlangen sollte) war Markttag. Doch es herrschte auch Bürgerkrieg in Spanien. Baskische Einheiten, die auf der Seite der Spanischen Republik standen, erwarteten in der Region einen Angriff der von Osten und Süden vorrückenden Verbände, die sich der Rebellion des Generals Francisco Franco gegen die legitime demokratische Regierung angeschlossen hatten.

Die Kräfte der Republik, die auch von Internationalen Brigaden aus meist kommunistischen Freiwilligen unterstützt wurden, waren in die Defensive geraten, seitdem Hitler-Deutschland und das faschistische Italien auf Seiten Francos in den Krieg eingegriffen hatten.

Obwohl die Basken in ihrer großen Mehrheit katholisch und konservativ eingestellt waren, standen sie auf der Seite der Republik. Denn das Parlament in Madrid hatte im Jahr zuvor dem Baskenland ein Autonomiestatut zugestanden, das auch traditionelle Steuerrechte für die Region wiederherstellte. So stellte der Lehendakari, der Regionalpräsident, mit dem Ausbruch des Bürgerkriegs eigene baskische Verbände auf.

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Die Einwohner von Gernika hörten zwar täglich im Radio vom Krieg, sie sahen auch die durchziehenden baskischen Einheiten, aber das damals etwa 5000 Einwohner zählende Städtchen war bislang von Kämpfen verschont geblieben. Gernika war seit dem späten Mittelalter Sitz der Ratsversammlung der Region Bizkaia (spanisch: Vizcaya), die gegenüber den spanischen Königen ein eigenes Steuer- und Rechtssystem behauptete.

Auf einer Anhöhe über der Stadt steht bis heute die heilige Eiche der Basken, vor der die spanischen Könige geloben mussten, die Sonderrechte der Region zu respektieren. Die Stadt war also stets von größter symbolischer Bedeutung für die baskische Gesellschaft, sie wurde sogar als "heilige Stadt" besungen.

Überall fragten Reporter die Fußballer nach dem Angriff

An diesem 26. April waren die meisten Stände auf dem Markt schon wieder abgebaut, als um 16.30 Uhr ohrenbetäubender Lärm die Menschen erschreckte. Ein halbes Dutzend Flugzeuge überflog das Städtchen, Bomben explodierten am Ortsrand. Es war eine Dornier Do 17 der deutschen Legion Condor, Geleitschutz gaben ihr fünf italienische Jagdflieger. Wenige Minuten später kamen drei Bomber mit italienischen Hoheitszeichen. Bis 18 Uhr folgten drei weitere Angriffswellen, an denen allerdings nur wenige Flugzeuge beteiligt waren. Mehrere Hundert Häuser wurden zerstört, mehr als drei Viertel beschädigt.

Die Nachricht von der Bombardierung einer wehrlosen Stadt ging innerhalb weniger Tage um die Welt, nicht zuletzt dank der baskischen Fußballauswahl. Diese war nämlich wenige Tage zuvor zu einer Europa-Tournee aufgebrochen, um Unterstützung für die Republikaner im Bürgerkrieg einzuwerben. Die baskischen Fußballer wurden damals zu den besten in ganz Europa gezählt.

Am 26. April, dem Tag des Bombardements, fand ihr erstes Spiel in Paris statt, bei allen weiteren Auftritten der Elf in Frankreich, der Tschechoslowakei, in Polen, der Sowjetunion, in Norwegen und Dänemark fragten Reporter nach den Ereignissen von Gernika, es verbreitete sich die Nachricht, Tausende von Menschen seien der Bombardierung zum Opfer gefallen.

Pablo Picasso stellte die Schrecken und den Tod, die die deutschen und italienischen Flieger über das Städtchen brachten, in seinem großformatigen Gemälde "Guernica" dar, das der Mittelpunkt des noch von der republikanischen Regierung verantworteten spanischen Pavillons bei der Weltausstellung von Paris 1937 wurde. Franco aber ließ erklären, die Stadt sei in Wirklichkeit von den Fliegerverbänden der Republik bombardiert worden, er werde zu Unrecht dieses Verbrechens beschuldigt.

Erst nach dem Tod des Diktators 1975 und der Wiedereinführung der Demokratie in Spanien, die dem Baskenland wieder seine historischen Autonomierechte gewährte, wurde ein Telegramm des Stabs Francos an die Legion Condor bekannt, in dem ausdrücklich die Bombardierung Gernikas gefordert wurde.

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Nach dem Krieg vertraten ehemalige Offiziere der Luftwaffe die Version, es habe sich um einen Angriff auf militärische Ziele gehandelt, nämlich eine Brücke und eine Munitionsfabrik. Auch in Italien galt Gernika lange als militärische Operation, bei der es allerdings auch zivile Opfer gegeben habe.

Der Streit darüber, ob der Angriff durch das Kriegsvölkerrecht gedeckt war, spaltet bis heute die Militärhistoriker. Gestritten wurde auch um die Zahl der Toten. Die baskischen Behörden gaben damals etwa 1700 Opfer an, diese Zahl ging in die Literatur ein. Doch nach der Auswertung von Archivmaterialien gehen Historiker mittlerweile von einer Größenordnung zwischen 150 und 300 Toten aus.

Gernika blieb bis heute Symbol für einen hinterhältigen Überfall auf eine friedliche Stadt. Aus Anlass des 80. Jahrestags hat der Bürgermeister, wie schon bei früheren Gedenkfeiern, auch Vertreter anderer Städte eingeladen, die bei Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden, darunter Wieluń in Polen, Coventry, Rotterdam, Hiroshima, Dresden und Pforzheim, das auch die deutsche Partnerstadt Gernikas ist. Zum 60. Jahrestag 1997 hatte Bundespräsident Roman Herzog im Namen der Deutschen um Vergebung für den verbrecherischen Angriff gebeten.

Angriff auf die kulturelle Identität der Basken

Für die Basken von heute aber war die Bombardierung Gernikas vor allem ein Versuch Francos, ihre kulturelle Identität zu zerstören; sie unterstellen ihm, dass er gezielt ihre "heilige Stadt" seinen deutschen und italienischen Verbündeten auslieferte.

Doch wurde die "heilige Eiche" nicht getroffen, ebenso wenig wie die Brücke und die Munitionsfabrik, die angeblich das Ziel des Angriffs waren. Als drei Tage später die Truppen Francos in das Städtchen einrückten, versuchten Angehörige einer faschistischen Miliz, die Eiche zu zerstören, doch Einwohner der Stadt bildeten einen Ring um sie.

Die Truppen Francos ließen den Baum schließlich stehen, es war eine der Bedingungen dafür, dass die baskischen Verbände die Waffen streckten. Doch die baskische Kultur wurde anschließend gnadenlos unterdrückt, das Stadtmuseum zeigt es in eindrucksvollen Bildern und Dokumenten. Die Bombardierung Gernikas gilt dabei als Auftakt einer langen Reihe von Verbrechen des Franco-Regimes.

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