Spanien:Terroristen horteten 120 Gasflaschen

Die Attentäter von Barcelona wollten offenbar mehrere Ziele angreifen, darunter die weltberühmte Kirche Sagrada Família.

Von Sebastian Schoepp und Thomas Urban, Barcelona

Die Terroristen, die in Barcelona und Cambrils am Donnerstag 14 Menschen getötet haben, planten offenbar Attentate größeren Ausmaßes: Die Täter hatten mehr als hundert Gasflaschen in einem Haus gehortet. Diese wollten sie offenbar zusammen mit Sprengstoff in Lieferwagen packen und mit diesen Superbomben mehrere Ziele in Katalonien angreifen, darunter die weltberühmte Kirche La Sagrada Família in Barcelona. Dies berichteten spanische Medien am Sonntag mit Verweis auf Ermittlerkreise.

Von den vermutlich zwölf Terroristen sind fünf tot, vier wurden bis Sonntagabend verhaftet, sie sollen am Dienstag in Madrid einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Die anderen waren auf der Flucht, unter ihnen der Fahrer des Lieferwagens, der in Barcelona am Donnerstag 13 Menschen totfuhr. Gefahndet wird vor allem in der Grenzregion zu Frankreich. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich der Gesuchte ins Nachbarland abgesetzt habe, sagte der katalanische Polizeichef Josep Lluis Trapero. Von den 120 Verletzten befanden sich am Sonntag noch mehr als 50 in Krankenhäusern und in "kritischem Zustand", sagte der Polizeichef.

Spaniens Innenminister Juan Ignacio Zoido sagte, die Terrorzelle sei zerschlagen. Doch Vertreter der katalanischen Polizeiführung widersprachen; neben dem mutmaßlichen Haupttäter könnten weitere Verdächtige untergetaucht sein, die Gefahr sei nicht gebannt. Die Ermittler teilten mit, sie folgten einer neuen Spur und seien sehr nah an einer Person, die mit beiden Attentaten in Verbindung stehe. In einer angeblichen Erklärung der Terrormiliz IS hieß es, der Kampf in Spanien müsse weitergehen. Verdeckte Einheiten hätten in Barcelona und Cambrils "Kreuzzügler und Juden" getötet und bestraft, hieß es in einer deutschsprachigen Fassung. Strengste Sicherheitsvorkehrungen wurden für das Heimspiel des FC Barcelona am Sonntagabend angeordnet.

Die Täter stammen größtenteils aus Ripoll am Fuß der Pyrenäen, wo sie von einem Imam radikalisiert worden sein sollen. Außer dem Anführer soll vorher keiner von ihnen Verbindungen zum Terrorismus gehabt haben, sagte Polizeichef Trapero. Die Gruppe plante das Attentat im Küstenort Alcanar. In ein leeres Haus hatten sie die Gasflaschen geschafft, aber offenbar war beim Bombenbauen etwas schiefgegangen. Das Haus flog am Mittwoch in die Luft, hastig änderten die Attentäter ihre Pläne, so vermutet es die Polizei. Anstatt mit Bomben, töteten sie mit Autos.

In der Sagrada Família versammelten sich am Sonntag 2000 Menschen zu einer Trauerfeier, darunter Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy, Kataloniens Regierungschef Carles Puigdemont und König Felipe. Auf Dächern um die Kirche waren Scharfschützen postiert, am Boden patrouillierte schwer bewaffnete Polizei. Muslimische Organisationen in Katalonien, die sonst rivalisieren, riefen zum gemeinsamen Gebet auf dem Boulevard Ramblas auf, Hunderte nahmen daran teil, viele Touristen schlossen sich an.

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