Spanien:Reden hilft

In der Katalonienkrise hilft nur Dialogbereitschaft. Das hat Ministerpräsident Pedro Sánchez verstanden.

Von Thomas Urban

Einen Moment lang schaute der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez verwundert, als der katalanische Regionalpremier Quim Torra ihn in Barcelona in einem zeremoniellen Rahmen empfing, der eigentlich für ausländische Regierungschefs vorgesehen ist. Doch Sánchez ignorierte diese Provokation wie auch die Proteste der rechten Opposition in Madrid, die jegliches Gespräch mit dem Separatisten Torra ablehnt.

Sánchez tut gut daran, Dialogbereitschaft zu zeigen. Nur so lässt sich die Katalonienkrise lösen. Die vergangenen Regionalwahlen haben ergeben, dass die Separatisten nicht einmal die Hälfte der Bevölkerung der eigenen Region hinter sich haben. Doch die Wahlkreise sind so geschnitten, dass sie eine knappe Mehrheit der Sitze im Regionalparlament bekamen.

Die Analysen haben aber auch gezeigt, dass viele Katalanen für eine der drei separatistischen Parteien gestimmt haben, nicht weil sie ihre Region von Spanien lösen wollen, sondern weil es sie empört, dass die spanische Justiz die demokratisch gewählten Führer Kataloniens wie Schwerkriminelle behandelt. Sánchez' Kalkül: Emotionen nützen nur den Separatisten; er kann diese schwächen, indem er freundlich auf sie zugeht, ohne aber im Hauptstreitpunkt, nämlich dem Verbot eines Unabhängigkeitsreferendums, nachzugeben.

© SZ vom 07.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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