Spanien:Puigdemont kritisiert Inhaftierung katalanischer Aktivisten

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Sie seien "politische Gefangene": Kataloniens Regionalpräsident Puigdemont hat die Inhaftierung zweier katalanischer Aktivisten scharf kritisiert. (Foto: AFP)
  • Kataloniens Regierungschef Puigdemont hat die Inhaftierung zweier führender Aktivisten von Unabhängigkeitsgruppen scharf kritisiert.
  • Puigdemont spricht von "politischen Gefangenen", sein Sprecher von einer "Provokation".
  • Der Staatsgerichtshof in Madrid hatte die Untersuchungshaft für die Aktivisten angeordnet, um ihre Rolle bei Unabhängigkeits-Demos zu untersuchen.

Der Regierungschef Kataloniens hat die Inhaftierung zweier führender Aktivisten von Unabhängigkeitsgruppen als "sehr schlechte Nachrichten" bezeichnet. "Sie versuchen, Ideen einzusperren, aber sie machen die Notwendigkeit von Freiheit größer", schrieb Carles Puigdemont auf Twitter. Spanien habe die Anführer der katalanischen Zivilgesellschaft dafür inhaftiert, dass sie einen friedlichen Protest organisierten, ergänzte Puigdemont und sprach von "politischen Gefangenen", sein Sprecher von einer "Provokation".

Die Sprecherin des katalanischen Regionalparlaments forderte, dass die Anführer der Separatistengruppen - Jordi Sànchez von der Katalanischen Nationalversammlung und Jordi Cuixart von der Gruppe Omnium Cultural - nach Hause zurückkehrten. Die Inhaftierung der beiden "friedlichen Anführer" sei nicht gerechtfertigt, sagte Carme Forcadell.

Polizeichef Josep Lluís Trapero war zuvor unter Auflagen auf freien Fuß gekommen. Er darf Spanien nicht verlassen und muss sich alle zwei Wochen bei Gericht melden. Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Antrag auf Untersuchungshaft für Trapero ebenfalls auf "aufrührerisches Verhalten" verwiesen. Darauf stehen bis zu 15 Jahre Gefängnis.

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Von Thomas Urban

In Barcelona kam es zu Protesten

Bei den Vorwürfen gegen die Aktivisten Sànchez und Cuixart geht es um eine Demonstration am 20. September. Demonstranten hatten damals Angehörige der spanischen Guardia Civil stundenlang eingekesselt, als die Beamten mit Blick auf das verbotene Unabhängigkeitsreferendum am 1. Oktober Büros der Regionalregierung in Barcelona durchsuchten. Sànchez und Cuixart wird vorgeworfen, die Demonstranten angespornt zu haben.

In der Regionalhauptstadt Barcelona kam es nach ihrer Inhaftierung zu Protesten. Unterstützer der Aktivisten schlugen in den Straßen Barcelonas auf Pfannen und Töpfe und hupten mit ihren Autos. Die beiden Unabhängigkeitsgruppen riefen die Katalanen für Dienstag dazu auf, um die Mittagszeit die Arbeit einzustellen, um gegen die Inhaftierung zu demonstrieren. Außerdem soll es Protestveranstaltungen vor Gebäuden der Regierung in katalanischen Städten geben.

Angesichts der politischen Krise schraubte die spanische Regierung die Wachstumsprognose der Wirtschaft des Landes für das Jahr 2018 um drei Prozentpunkte auf 2,3 Prozent herunter. Die spanische Regierung machte die Unsicherheit, die aus dem Streit mit Katalonien resultierte, für die schlechteren Aussichten verantwortlich.

© SZ.de/AFP/dpa/fie - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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