Spanien: Was der Absturz der beiden großen Parteien für Spanien bedeutet

Es besteht nun die Gefahr, dass die nächste Regierung nicht sehr stabil sein wird. Trotzdem wird Spanien demokratischer.

Kommentar von Thomas Urban

Seit dem vierten Advent 2015 ist Spanien ein anderes Land. Das Zwei-Parteien-System, das seit dem Tod des Diktators Franco vor 40 Jahren das Land dominiert hat, ist zu seinem Ende gekommen. Gigantische Korruptionsaffären, die die schwere Wirtschaftskrise mit ausgelöst hatten, haben zum Absturz der stets abwechselnd regierenden konservativen Volkspartei und der Sozialisten geführt.

Ein Großteil der enttäuschten Wähler hat ihre Stimme zwei frischen, jungen Parteien gegeben, der linksalternativen Gruppierung Podemos (Wir schaffen das) und den liberalen Ciudadanos (Bürger). Sie wollen nun Transparenz durchsetzen, die korrupten Seilschaften auflösen.

Wegen der Mehrheitsverhältnisse besteht aber die Gefahr, dass die nächste Regierung nicht sehr stabil sein wird. Dies kann durchaus schwerwiegende Konsequenzen haben. Denn noch hat das Land die Wirtschaftskrise nicht überwunden, auch wenn es zuletzt deutliche Anzeichen für eine Erholung gezeigt hatte. Fast die Hälfte der Wähler hat gezeigt, dass sie der bisherigen politischen Elite überdrüssig ist.

Vielleicht wird es dem Land vorübergehend an innenpolitischer Stabilität fehlen. Aber es wird demokratischer werden. Der Aufstieg von Podemos und Ciudadanos zeigt, dass die junge Generation ihre Politikverdrossenheit überwunden hat. Sie will über das Schicksal des Landes mitbestimmen.

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