Spanien:Die Toten-Unruhe des Diktators Franco

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Francisco Franco ließ sich auch "Führer von Spanien nennen ("El Caudillo de España") (Foto: DPA)
  • In Spanien schwelt eine politische Debatte um den Bestattungsort des Diktators Francisco Franco (1892-1975).
  • Der neue sozialistische Premier Sánchez will Francos Leichnam vom jetzigen Begräbnisort entfernen - die Ankündigung war offensichtlich nicht durchdacht.
  • Die Anhänger des 1975 gestorbenen Diktators träumen von einer prächtigen Beisetzungsfeier in der Kathedrale im Herzen Madrids.

Von Thomas Urban, Madrid

So viele Besucher hatte die Krypta der Madrider Almudena-Kathedrale lange nicht. Sie kommen aber nicht, um zu beten, sondern aus Neugierde: So sieht also der Ort aus, an dem demnächst der bekannteste Spanier des vergangenen Jahrhunderts beigesetzt werden soll, der Generalissimus Francisco Franco, der das Land 36 Jahre lang hart regierte, seine Gegner gnadenlos verfolgen ließ.

Zumindest träumen die Anhänger des 1975 gestorbenen Diktators von einer prächtigen Beisetzungsfeier in der Kathedrale im Herzen Madrids gleich neben dem Königsschloss. Auch seine Nachkommen wollen es so, sein Enkel Luis Alfonso de Borbón hat es groß verkündet.

Ob es aber überhaupt so weit kommt, ist fraglich. Im Frühsommer hatte der neue sozialistische Premierminister Pedro Sánchez weltweit Schlagzeilen mit der Ankündigung gemacht, der Sarkophag mit den sterblichen Überresten werde aus dem jetzigen Begräbnisort entfernt, dem Tal der Gefallenen rund 50 Kilometer nordwestlich von Madrid.

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Das Grab Francos befindet sich in einer Felsenkirche, die Zwangsarbeiter zu seinen Lebzeiten in den Fels gehauen haben. Über dem Tal ragt ein riesiges Kreuz fast 150 Meter in die Höhe. Für Franco-Anhänger ist es ein Ort des Triumphes, zu seinem Todestag am 20. November versammeln sie sich dort.

Es wäre für sie ein noch größerer Triumph, wenn sie nicht mehr bei kaltem Herbstwetter in einem abgelegenen Tal zusammenkämen, sondern auf dem Vorplatz der Kathedrale - für die sozialistische Regierung ein Albtraum.

Ganz offensichtlich war Sánchez mit seiner Ankündigung zu voreilig. Er hatte sich zu sicher gefühlt, denn die aus einer franquistischen Gruppierung hervorgegangene konservative Volkspartei, die er im Mai durch ein konstruktives Misstrauensvotum verdrängt hatte, leistete im Parlament keinen Widerstand gegen das Gesetzesprojekt über die Umbettung Francos.

Die Konservativen, so spekuliert die Presse, ließen Sánchez ins Messer laufen. Denn ihre Führung wusste offenbar, dass Francos Tochter vor mehr als drei Jahrzehnten ein Familiengrab in der Krypta gekauft hatte.

Doch die Berater von Sánchez haben dies offenbar nicht gewusst, sie gingen davon aus, dass die Familie eine Grabstätte in der galicischen Hafenstadt Ferrol in der Nordwestecke des Landes besitzt, wo er geboren wurde.

Der Madrider Erzbischof machte den Konflikt öffentlich

Der Premier selbst hat es versäumt, mit den Angehörigen eine Lösung auszuhandeln; er stellte sie vor vollendete Tatsachen.

Es war der Madrider Erzbischof Carlos Osoro, der den Konflikt öffentlich machte. Auf die Frage nach einer möglichen Bestattung des Diktators in seiner Bischofskirche sagte er kurz und knapp: "Es gibt keine kirchenrechtliche Möglichkeit, den Eigentümern eines Familiengrabes die Bestattung eines Familienmitglieds zu verweigern."

Die konservative Presse hielt Sánchez vor, er verhalte sich so, als gehörten die Gebeine Francos der Regierung. Hinzu kommt, dass letztere auch über die Felsenkirche im Tal der Gefallenen keinerlei Verfügungsgewalt hat, Hausherren sind die Benediktiner. So deutet alles darauf hin, dass der Sarkophag so bald nicht nach Madrid kommen wird, sondern wohl noch länger bleibt, wo er ist.

© SZ vom 17.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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