Für große Aufregung hatten am Vorabend Berichte gesorgt, dass in der großen Eissporthalle im Norden Madrids mehrere Dutzend Leichensäcke und Särge zwischengelagert worden seien. Durch die internationalen Medien ging die Meldung, dass in Madrid so viele Menschen stürben, dass die Krematorien völlig überlastet seien. Am Mittwoch kam die Entwarnung: Das größte städtische Krematorium nahm nach anderthalb Tagen Unterbrechung wieder die Arbeit auf, nachdem Schutzkleidung für die Mitarbeiter eingetroffen war.
Unterdessen hat die katholische Kirche Schnellverfahren für die Beisetzung von Urnen und Särgen genehmigt: Ein Priester besprengt lediglich den langsam zur Grabstätte fahrenden Leichenwagen mit Weihwasser und spricht ein Gebet, nur engste Angehörige sind zugelassen, haben aber bei der Beisetzung Abstand zu wahren.
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Die Statistik der Toten führt mit großem Abstand die Altersgruppe ab 70 Jahren an. Krankenpfleger berichteten, dass Patienten über 75 Jahre erst gar nicht auf die Intensivstation kämen, die Ärzte müssten diejenigen bevorzugen, die große Überlebenschancen haben. Gefahrenorte sind aber nach wie vor die schlecht ausgestatteten Altersheime. Es wurden mehrere Fälle bekannt von rüstigen Alten, die auf eigene Faust ihr Heim verlassen haben, um zu Verwandten zu gelangen. Doch warnen die Experten, dass in den vergangenen Tagen immer mehr Erkrankte unter 40 Jahren in Krankenhäuser kommen.
In mehreren Städten, darunter Madrid, haben Behörden Hotels angemietet, um medizinischem Personal lange Anfahrtswege zu ersparen. Zum Einsatz verpflichtet wurden auch Medizinstudenten der höheren Semester, und zahlreiche Ärzte aus Venezuela, die sich in Spanien um politisches Asyl bewerben, bekamen eine befristete Arbeitsgenehmigung.