Süddeutsche Zeitung

Spanischer Bürgerkrieg:So ließ Hitler für Franco morden

Vor 80 Jahren triumphiert General Franco im Spanischen Bürgerkrieg. Entscheidend für seinen Sieg war die militärische Hilfe durch Hitler und Mussolini.

"Die nationalen Truppen haben ihre Ziele erreicht": Vor 80 Jahren rief General Franco das Ende des Spanischen Bürgerkriegs aus. Entscheidend für seinen Sieg war die militärische Unterstützung durch Hitler und Mussolini. Es war das Ende eines blutigen Krieges, aber nicht das Ende der Verfolgung der politischen Gegner: Am 1. April 1939 endete nach fast drei Jahren ideologisch aufgeheizter Auseinandersetzungen und erbitterter Kämpfe der Spanische Bürgerkrieg. Die aufständischen Nationalisten unter General Francisco Franco (Mitte) hatten die Republikaner vernichtend geschlagen.

Der Krieg kostete fast eine halbe Million Menschen das Leben - wobei etwa 200 000 nicht in unmittelbaren Kriegshandlungen getötet worden sein sollen, sondern durch Selbstjustiz, gezielte politische Säuberungen oder Kriegsgerichtsurteile. Die Franco-Truppen waren für Drei Viertel der abseits der Schlachtfelder Getöteten verantwortlich.

Ausgelöst hatten den Putsch zwei Morde. Rechtsradikale hatten einen republikanischen Leutnant umgebracht, militante Linke rächten sich mit der Ermordung des Monarchistenführers José Calvo Sotelo. Spanien verwandelte sich in den 1930er Jahren in ein Pulverfass. Die 1931 ausgerufene Zweite Republik scheiterte. Es kam zu gewalttätigen Übergriffen zwischen den bürgerlichen oder sozialistischen Anhängern der Republik und ihren Gegnern aus dem konservativ-katholischen oder faschistischen Lager. Für dieses Foto posierte eine Frau der republikanischen Truppen in Barcelona.

Am 17. Juli 1936 rebellierten konservative spanische Generäle in Spanisch-Marokko gegen die linke republikanische Volksfrontregierung Spaniens unter Manuel Azaña y Díaz. Schon am nächsten Tag griff der Aufstand unter Führung Francos (Foto) auf das Mutterland über.

Den Putschisten, also den aufständischen Militärs und deren Verbündeten aus dem katholisch-konservativen Lager und der faschistischen Falange, gelang es nach wenigen Wochen, weite Teile Spaniens unter ihre Kontrolle zu bringen. Die faschistischen Regime in Deutschland und Italien schickten Militärmaterial, Flugzeuge und Soldaten zur Unterstützung. Das linke und links-liberale Lager, die Volksfront Frente Popular, bekam Unterstützung aus der Sowjetunion und von den ins Leben gerufenen Internationalen Brigaden.

Republikanische Truppen stoppten im Herbst 1936 Francos Vormarsch auf Madrid. Ihr Schlachtruf "No pasarán" (Sie werden nicht durchkommen) wurde weltberühmt. Unterstützt wurden sie von den Internationalen Brigaden, Kriegsfreiwilligen aus dem Ausland mit geringer Kampferfahrung, aber oft großem Enthusiasmus. Darunter Prominente wie die Schriftsteller Ernest Hemingway (hier im Bild) und George Orwell. Auch Tausende Deutsche kämpften für die Zweite Spanische Republik, wie die Kommunisten Hans Beimler und Erich Weinert. Der "rasende Reporter" Egon Erwin Kisch unterstützte mit seinen Reportagen die Republikaner, ebenso der sowjetische Kriegskorrespondent Ilja Ehrenburg und der deutsche Schauspieler und Sänger Ernst Busch.

Die massive Unterstützung Hitlers und Mussolinis gilt als entscheidend für den Sieg Francos. Deren zerstörende Wirkung zeigte sich besonders deutlich am 26. April 1937: Flugzeuge der verdeckt operierenden deutschen Legion Condor und italienische Truppen bombardierten die Kleinstadt Guernica (baskisch: Gernika). Etwa drei Stunden lang wüteten die Kampfflieger über der baskischen Stadt.

31 Tonnen Munition gingen auf Guernica nieder. Der Angriff galt als Kriegsübung der deutschen Luftwaffe - die Besatzungen der Flugzeuge sollten Kampferfahrung bekommen. Der Angriff auf Guernica wurde zum Symbol für die mitleidlose Zerstörungswut durch die faschistischen Truppen - auch wegen des gleichnamigen Bildes, das Pablo Picasso für die Weltausstellung 1937 in Paris malte. Die Legion Condor führte aber noch weitere verheerende Luftangriffe aus.

Ungeachtet der massenhaften Tötung von Zivilisten wurden die Piloten der Legion Condor in Deutschland als Fliegerhelden gefeiert. Das Schwein auf der Fahrwerksverkleidung des Sturzkampfflugzeugs (Stuka) Ju 87 ist ein inoffizielles Verbandsabzeichen der sogenannten Jolanthe-Kette der Legion.

Eine der blutigsten Schlachten des Bürgerkriegs war der Kampf um die an der Passstraße von Zaragoza nach Valencia gelegene Provinzhauptstadt Teruel. Am 15. Dezember 1937 griffen 100 000 Mann der republikanischen Armee die 20 000-Einwohner-Stadt an. Die franquistischen Truppen leisteten heftigen Widerstand. Die Republikaner konnten Teruel zunächst einnehmen, doch schnell eroberten die nationalistischen Truppen die Stadt zurück. Die Zahl der Todesopfer wird mit mindestens 100 000 angegeben. Den Franco-Truppen gelang es in der Folge, bis ans Mittelmeer durchzudringen - und so das republikanische Gebiet in zwei Teile zu spalten.

Die Großoffensive Francos ging weiter: Im Januar 1939 fiel Barcelona in die Hände der Franco-Truppen. Damit brach der republikanische Widerstand weitgehend zusammen. Die nationalistischen Verbände zogen drei Monate später in Madrid ein. Im Bild: ein Kämpfer der Loyalisten in Barcelona. Der von der Regierung bewaffnete Bürger schießt auf Francos Truppen.

Am 1. April 1939 verkündete Franco seinen Sieg. Den feierte er zusammen mit seinen italienischen Verbündeten bei einer Parade in Madrid im Mai 1939 (Foto). Der Kampf gegen den politischen Gegner war mit dem Kriegsende allerdings noch nicht beendet.

Sozialisten, Kommunisten, Anarchisten und ihre Angehörigen wurden auch weiterhin unnachgiebig verfolgt. Gefangengenommene republikanische Kämpfer (Foto) wurden erschossen, die nun machtlosen politischen Gegner enteignet oder mit Berufsverboten belegt. Fast 40 Jahre nach Francos Tod im Jahr 1975 hat Spanien gerade erst begonnen, die Gräueltaten dieser Zeit und der anschließenden Diktatur aufzuarbeiten. Nachkommen der Opfer suchen in Massengräbern nach Überresten ihrer ermordeten Verwandten. Sie wollen ihnen ein würdiges Begräbnis geben und fordern ihre Anerkennung als Opfer von Kriegsverbrechen.

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