Süddeutsche Zeitung

Späte Gerechtigkeit in Chile:Lebenslang für Pinochets Geheimdienstchef

Ein chilenisches Gericht hat die bislang höchste Strafe für Verbrechen in der Zeit der Diktatur von Augusto Pinochet verhängt.

Der Richter verurteilte den früheren Chef der Geheimpolizei, Manuel Contreras, wegen des Mordes an einem Ex-Armeechef und dessen Frau zu zwei Mal lebenslänglicher Haft. Der heute 79-Jährige Contreras war bereits zuvor wegen einer Reihe von Taten zu insgesamt mehr als 200 Jahren im Gefängnis verurteilt worden.

Der ehemalige chilenische Armeechef Carlos Prats und seine Frau Sofia Cuthbert waren 1974 bei einem Autobombenanschlag in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires getötet worden. ´

Neben Contreras wurden auch acht frühere Mitarbeiter der Geheimpolizei Dina zu Haftstrafen unterschiedlicher Höhe verurteilt. Eine Tochter der Ermordeten äußerte Genugtuung über das Urteil.

Justizminister Carlos Maldonado bezeichnete den Richterspruch als wichtigen Erfolg für Wahrheit und Justiz.

Auch heutige Präsidentin wurde gefoltert

Unter der Herrschaft von Pinochet in den Jahren 1973 bis 1990 wurden rund 3000 Menschen umgebracht und weitere 28.000 Regimegegner gefoltert. Etwa 200.000 Chilenen flohen ins Exil.

Unter den Folteropfern von damals waren auch die heutige Präsidentin Michelle Bachelet und ihre Mutter. Menschenrechtsgruppen und Hinterbliebene beklagen, dass die chilenische Justiz die Verbrechen zu langsam und nur schleppend aufarbeitet. Bis heute sind lediglich 24 Angehörige der Sicherheitsbehörden für Verbrechen in der Zeit der Diktatur verurteilt worden, gegen fast 500 wird ermittelt.

Bei der bislang größten Verhaftungswelle wegen Verbrechen in der Pinochet-Ära wurden im Mai 98 frühere Soldaten und Geheimpolizei-Mitarbeiter festgenommen. Pinochet starb 2006 - ohne dass jemals ein Urteil gegen ihn gefällt worden war.

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Reuters
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