Sowjetunion:Wahn und Gewalt

In Russland ist die Tendenz zur Mythologisierung des Stalinismus stärker denn je. Die gut erzählte Biografie des Diktators von Oleg Chlewnjuk wäre ein passendes Gegengift gegen die Apologeten.

Von Jürgen Zarusky

Mein Opa Josef Stalin. 'Er ist heilig!'" Der Titel des jüngst erschienenen Buches von Ewgenij Dschugaschwili ist eindeutig. In den kompakt bestückten Regalen einer der größten Moskauer Buchhandlungen findet sich das Werk in der Nachbarschaft allerhand ähnlicher Publikationen - bis hin zu Neuauflagen der Protokolle der Moskauer Schauprozesse, die als zuverlässige Quellen für die Stalinzeit daherkommen. Die Tendenz zur Mythologisierung des Stalinismus ist im heutigen Russland stärker denn je. Seriöse Wissenschaftler haben es angesichts einer Phalanx apologetischer Sensationsschriftsteller nicht leicht, zu einer breiteren Leserschaft durchzudringen. Genau das aber will Oleg Chlewnjuk mit seiner Stalin-Biografie. Tatsächlich findet sich sein Buch, eine Art Gegengift, ebenfalls im Moskauer Buchregal, wenngleich etwas versteckt. Jetzt liegt es auch auf Deutsch vor, und das ist ein Gewinn.

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