Süddeutsche Zeitung

Grenze zu Serbien:Ungarn will Flüchtlinge in Sonderzone festhalten

  • An der Grenze zu Serbien will Ungarn eine sogenannte "Transitzone" schaffen, aus der abgelehnte Asylbewerber ins Nachbarland abgeschoben werden sollen.
  • Die Zustände in grenznahen Flüchtlingslagern sind der Organisation Ärzte ohne Grenzen zufolge untragbar.

Ungarn will Sonderzone einrichten

Ungarn will Flüchtlinge in einer Sonderzone an der serbischen Grenze festhalten. Das Gebiet werde vom Rest Ungarns abgetrennt, sagte Gergely Gulyas, ein Vertreter der Regierungspartei Fidesz, in Budapest. Abgelehnte Asylbewerber würden dann über die Grenze nach Serbien abgeschoben. Dorthin werde die "Transitzone" auch offen bleiben, so dass Flüchtlinge jederzeit dorthin zurückkehren könnten. "In Richtung Ungarn wird die Zone dagegen natürlich geschlossen." Da das Gebiet zu Ungarn gehöre, werde das Land die Flüchtlinge dort auch versorgen.

Gulyas bekräftigte, solange die Flüchtlingswelle anhalte, werde man auch nicht über einen Verteilungsschlüssel innerhalb der EU diskutieren. Diesen hatte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker erneut gefordert. Er erinnerte Länder wie Ungarn und Tschechien an ihre eigene Geschichte. Aus diesen Staaten seien während des Kalten Krieges zahlreiche Menschen geflohen und hätten in anderen Ländern Zuflucht gefunden. Für die kommenden Tage kündigte Juncker weitere Vertragsverletzungsverfahren gegen jene Mitgliedsstaaten an, die gegen das EU-Asylrecht verstoßen.

Lage in Flüchtlingslager Röszke "eine Katastrophe"

Die Zustände im Flüchtlingslager Röszke an der ungarisch-serbischen Grenze sind nach Beobachtungen der Organisation Ärzte ohne Grenzen untragbar. "Das ist eine Katastrophe", sagte Teresa San Cristobal, Leiterin der Ärztemission in der nahe gelegenen Stadt Szeged. Es gebe keinerlei Koordination durch die ungarischen Behörden. "Das Flüchtlingslager Röszke ist nicht das, was man erwartet, wenn man nach Europa kommt."

Die Flüchtlinge bräuchten dringend organisierte Hilfe. Sie stehe hierzu im Kontakt mit den ungarischen Behörden, sagte San Cristobal weiter. In Röszke hat Ungarn erst vor vier Tagen ein neues Lager mit beheizbaren Armeezelten und gut 1000 Schlafplätzen geöffnet. Es sollte ein altes Containerlager ersetzen. Nun sind beide Lager stets überfüllt.

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Süddeutsche.de/dpa/Reuters/sks/kjan
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