Sonderwirtschaftszone mit Südkorea:Nordkorea zieht Arbeiter aus Kaesong ab

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Ende der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit? Nordkorea zieht seine Arbeiter aus Kaesong ab. Ein südkoreanischer Soldat schiebt an der Grenze weiter Wache. (Foto: REUTERS)

Nordkorea will seine 53.000 Arbeiter aus der gemeinsam mit Südkorea betriebenen Sonderwirtschaftszone Kaesong abziehen. Zuvor hatte der südkoreanische Vereinigungsminister von Anzeichen für einen neuen Atomtest Pjöngjangs gesprochen - doch das Verteidigungsministerium in Seoul beschwichtigt.

Nordkorea kündigt den Abzug seiner 53.000 Arbeiter aus der gemeinsam mit Südkorea betriebenen Sonderwirtschaftszone Kaesong an. "Wir werden alle unsere Arbeiter aus dem Kaesong-Industriekomplex abziehen", zitiert die staatliche Nachrichtenagentur KCNA einen ranghohe Beamten der Staatspartei. Der Industriekomplex werde anschließend vorübergehend geschlossen.

Zuvor hatte ein südkoreanischer Regierungsvertreter berichtet, Nordkorea bereite womöglich einen neuen Atomtest vor. Es gebe "entsprechende Anzeichen", dass die kommunistische Führung in Pjöngjang einen neuen Atomtest vorbereite, sagte Vereinigungsminister Ryoo Kihl Jae in Seoul bei einer Anhörung in einem Parlamentsausschuss.

Das südkoreanische Verteidigungsministerium teilte allerdings inzwischen mit, dass ein neuer Nukleartest nicht unmittelbar bevorstehe. Bei den nahe des nordkoreanischen Atomtestgeländes registrierten Bewegungen von Personal und Fahrzeugen handele es sich um Routine, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul. CNN meldet, Südkorea habe zu den Aussagen des Vereinigungsministers gesagt, es gebe keine neuen Anzeichen, die darauf hindeuteten, dass ein weiterer Atomtest des Nordens kurz bevorstehe.

Südkoreanische Medien hatten über verstärkte Aktivitäten am wichtigsten nordkoreanischen Atomtestgelände berichtet. Auf dem Areal in Punggye-ri seien erhöhte Aktivitäten von Personen und Fahrzeugen zu beobachten, meldete etwa die südkoreanische Zeitung JoongAng Ilbo unter Berufung auf einen hochrangigen Regierungsbeamten in Seoul.

"Wir beobachten die Situation ganz genau. Sie ist sehr ähnlich der Situation, wie sie vor dem dritten Atomtest war", zitierte die Zeitung den Beamten, der anonym bleiben wollte. Ihm zufolge war es allerdings nicht klar, ob es sich wirklich um die Vorbereitungen für einen neuen Test handele - "oder ob sie einfach nur den Druck auf uns und die USA verstärken wollen".

Verliert China die Geduld mit Pjöngjang?

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Russlands Präsident Wladimir Putin riefen Nordkorea bei einem Treffen in Deutschland zur Einstellung seiner militärischen Provokationen auf. Sie sei sich mit Putin sehr einig, dass die internationale Staatengemeinschaft im Zusammenhang mit der Entwicklung um Nordkorea beruhigend einwirken müsse, sagte Merkel nach einem gemeinsamen Rundgang mit Putin über die Hannover Messe. Es müsse aber auch darauf hingewirkt werden, dass Nordkorea die "Provokationen" einstelle. Merkel sagte, notwendig sei eine möglichst geschlossene Haltung der internationalen Gemeinschaft. Russland und China spielten dabei eine besondere Rolle.

Putin äußerte sich besorgt über die Eskalation auf der koreanischen Halbinsel. "Ich würde alle dazu aufrufen, sich zu beruhigen und in einem solchen ruhigen Regime am Verhandlungstisch zu beginnen, all die Probleme zu lösen", sagte er. Mit Blick auf eine mögliche Auseinandersetzung mit Atomwaffen ergänzte er, die Atomkatastrophe von Tschernobyl könne im Vergleich dazu "als ein Kleinkindermärchen und erscheinen".

Videotalk zur Korea-Krise, So ernst ist die Lage wirklich (Video: Süddeutsche.de)

Auch China meldete sich ungewöhnlich scharf zu Wort: Peking warnte die nordkoreanische Führung vor einer weiteren Eskalation der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel. Keinem Land dürfe erlaubt werden, eine Region oder gar die ganze Welt aus selbstsüchtigen Motiven ins Chaos zu stürzen, sagte Chinas Präsident Xi Jinping am Sonntag bei einer Versammlung auf der südchinesischen Insel Hainan, ohne Nordkorea direkt beim Namen zu nennen. Diplomaten wie der frühere US-Botschafter in China, Jon Huntsman, nannten die Aussagen Xis beispiellos. China verliere offenbar die Geduld mit seinem Verbündeten, sagte er.

Die Lage auf der koreanischen Halbinsel hatte sich seit dem jüngsten Atomtest im Februar zugespitzt. Die Führung in Nordkorea hatte in den vergangenen Wochen mit einem Atomkrieg gegen die USA und Südkorea gedroht und zahlreiche Schritte hin zu einer militärischen Eskalation unternommen. Angesichts der Ausweitung von UN-Sanktionen und südkoreanisch-amerikanischer Militärmanöver kündigte sie den Waffenstillstandsvertrag von 1953 auf und rief den "Kriegszustand" im Verhältnis zu Südkorea aus. Seit den 1950er Jahren befinden sich die Nachbarn formell weiter im Krieg. Die USA haben mit der Verlegung von Kampfflugzeugen und Kriegsschiffen in die Region reagiert.

© AFP/dpa/Reuters/sebi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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