Somalia:Viele Tote bei Terrorangriff am Strand von Mogadischu

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Während Helfer ein Opfer des Anschlags am Strand von Mogadischu bergen, ist das Schicksal vieler weiterer noch unklar. (Foto: Feisal Omar/Reuters)

Mindestens 37 Menschen, die einen Sommerabend am Meer genießen wollten, sterben, ebenso die Angreifer. Die islamistische Miliz Al-Shabaab reklamiert die Tat für sich.

Terroristen haben in der Nacht zu Samstag ein Hotel und den beliebten Strand Lido Beach in der somalischen Hauptstadt Mogadischu angegriffen. Nach Angaben der Sicherheitsbehörden wurden mindestens 37 Zivilisten getötet. 212 weitere Zivilisten seien verletzt worden, teilte die Polizei mit. Es müsse aber davon ausgegangen werden, dass die Zahl der Opfer noch höher sei.

Nach Polizeiangaben sprengte sich zunächst am Abend ein Selbstmordattentäter am Hoteleingang in die Luft. Die übrigen Angreifer versuchten daraufhin das Hotel zu stürmen, feuerten aber auch auf die Menschen am Strand, an dem zum Zeitpunkt des Angriffs zahlreiche Einwohner spazieren gingen oder zusammen im Sand saßen. Der Schusswechsel zwischen den Angreifern und der Polizei dauerte bis in die frühen Morgenstunden an. Drei Angreifer seien von Sicherheitskräften getötet worden. Ein weiterer sei lebend gefasst worden. Die islamistische Terrormiliz Al-Shabaab hat sich zu dem Anschlag bekannt.

In sozialen Medien verbreiteten sich Schreckensbilder: Menschen fliehen in Panik, andere liegen blutend und schreiend im Sand. Im Hintergrund sind Schüsse zu hören. „Ich wurde durch ein Artilleriegeschoss am Arm verletzt“, sagte Shamso Abdi, die mit Freunden den Abend im Lido Beach Hotel verbracht hatte, der Deutschen Presse-Agentur. Einer ihrer Freunde habe Kopfverletzungen erlitten und sei in einem kritischen Zustand. In dem Hotel sei Panik ausgebrochen: „Alle rannten um ihr Leben.“

Der Strand Lido Beach in Mogadischu ist ein beliebtes Ausflugsziel – nun wurde er Ort eines Anschlags. (Archivbild vom Juli 2015) (Foto: Mohamed Odowa/dpa)

Rettungsteams konnten zunächst nicht zu den Verletzten vordringen, da weiterhin geschossen wurde. Krankenhäuser riefen zu Blutspenden auf, um die zahlreichen Verletzten zu versorgen. Einige Angehörige getöteter Strand- und Hotelbesucher posteten die Bilder ihrer Liebsten in sozialen Medien, andere suchten verzweifelt nach Informationen über den Verbleib von Freunden oder Verwandten.

Der Lido Beach ist gerade am Wochenende ein beliebtes Ziel der Einwohner von Mogadischu. Nach Jahren alltäglicher Gewalt und Anschläge hatte die Möglichkeit, wieder den Strand nutzen zu können, als Zeichen von Normalisierung in dem krisengeschüttelten Land am Horn von Afrika gegolten.

Die mit Al-Kaida verbündete Terrormiliz Al-Shabaab kontrolliert Gebiete in Teilen Somalias und versuchen seit 2006, die Regierung in dem krisengeschüttelten Land zu stürzen. Sie waren in den vergangenen Jahren aus der Hauptstadt zurückgedrängt worden. Dennoch kommt es immer wieder auch in Mogadischu zu Anschlägen auf Regierungseinrichtungen und auf Hotels oder Restaurants, in denen ein aus der Sicht der Islamisten westlicher und falscher Lebensstil herrscht. So starben im Juli bei einem Terrorangriff auf ein Lokal während des Finales der Fußball-Europameisterschaft elf Menschen.

© SZ/dpa/rtr/ihe/dta - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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