Die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) erklärt, für den Messerangriff am Freitagabend in Solingen verantwortlich zu sein. Das geht aus einer Stellungnahme der Organisation vom Samstag hervor. Die Tat sei von einem ihrer Mitglieder „als Rache für Muslime in Palästina und überall“ verübt worden, erklärt der IS in seinem Kanal im Kurznachrichtendienst Telegram. Ein Beleg dafür, dass der IS tatsächlich hinter dem Angriff steckt, wird nicht genannt. Auch ein Beweis für einen Kontakt zwischen IS und dem Attentäter wird nicht geliefert. Die Düsseldorfer Polizei erhielt nach eigenen Angaben ebenfalls ein Bekennerschreiben des IS zu dem Angriff mit drei Toten und mehreren Verletzten. Jetzt müsse geprüft werden, ob dieses Schreiben echt sei, sagte ein Polizeisprecher.
Die Zeit zitiert aus dem Schreiben, das der IS auf eigenen Medienkanälen veröffentlicht habe. Darin heißt es demnach: „Der Angreifer einer Versammlung von Christen in der Stadt Solingen in Deutschland gestern ist ein Soldat des Islamischen Staates und er nahm Rache für die Muslime in Palästina und an allen anderen Orten.“ Der Name des Täters werde in dem Schreiben nicht genannt. Die Mitteilung entspreche in Form, Inhalt und Sprache früheren Bekennermitteilungen der Terrorgruppe, die sich im Nachhinein als zutreffend herausgestellt hätten, so die Zeit.
Mutmaßlich bezieht sich der IS in dem Schreiben mit „Palästina“ auf den Krieg im Gazastreifen zwischen Israel und der islamistischen Hamas. Weder der IS noch die Terrororganisation Al-Kaida haben Bündnisse mit der Hamas. Die Gefahren durch Terrorismus und Radikalisierung in der islamischen Welt sind einigen Beobachtern zufolge durch den monatelangen Krieg in Gaza aber gestiegen.
Die Polizei ist in Solingen währenddessen möglicherweise dem Messerangreifer auf der Spur, der am Freitag drei Menschen getötet hat. Bei der Durchsuchung einer Flüchtlingsunterkunft in der Innenstadt sei eine Person festgenommen worden. Sie befindet sich nur etwa 250 Meter vom Tatort entfernt. Tatzusammenhänge würden nun geprüft, sagte ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur dpa. Auch ein Spezialeinsatzkommando war an dem Einsatz beteiligt. Der Bereich werde von einer Hundertschaft abgesperrt.
Angriff auf Jubiläumsfest in Solingen
Ein bisher unbekannter Täter hatte am Freitagabend auf einem Jubiläumsfest der Stadt Solingen offenbar willkürlich auf Umstehende eingestochen. Anschließend entkam er im Tumult und in der anfänglichen Panik. Zwei Männer im Alter von 67 und 56 Jahren sowie eine 56 Jahre alte Frau starben bei dem Angriff. Acht Menschen wurden verletzt, vier davon schwer.
Die Staatsanwaltschaft schloss am Samstag – noch bevor sich der IS zu der Tat bekannte – einen terroristischen Hintergrund der Tat nicht aus. Ein anderes Motiv habe man bisher nicht erkennen können, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Markus Caspers am Nachmittag bei einer Pressekonferenz in Wuppertal. Ermittelt wird wegen des Verdachts des Mordes in drei Fällen und des versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in weiteren acht Fällen, sagte Caspers.
Im Zuge der Ermittlungen wurde auch ein 15-Jähriger festgenommen, der möglicherweise Kontakt zu dem späteren Täter hatte. Der Jugendliche soll nach der Aussage von zwei Zeuginnen vor dem Messerangriff mit einer bislang unbekannten Person – dem mutmaßlichen Täter – über Absichten gesprochen haben, die nach Caspers Worten zur Tatausführung passen würden. Dem 15-Jährigen wird vorgeworfen, die möglicherweise geplante Straftat nicht gemeldet zu haben.