Söder und Merkel:Ein Bild von Nähe

Angela Merkel bei der Sitzung des bayerischen Kabinetts in der Spiegelgalerie des Neuen Schlosses auf Herrenchiemsee. (Foto: dpa)

Der Ministerpräsident sucht auf Herrenchiemsee die Nähe der Kanzlerin. Für sie ist das eine Genugtuung.

Kommentar von Robert Roßmann, Berlin

Ein "toller Tag" sei das gewesen, hat Markus Söder gesagt, als auf Herrenchiemsee alles vorbei war. Und damit hat er den Tag tatsächlich ganz gut zusammengefasst. Es fehlte lediglich ein Zusatz: Es war ein toller Tag - aber nur für die Kanzlerin und für Söder selbst.

Angela Merkel hat auf der Insel zwar nichts zur Kanzlerkandidatenfrage gesagt, derlei würde sie nie tun. Aber Söder reichen die Bilder, die entstanden sind. Es ist noch gar nicht so lange her, da galt er im Kanzleramt als politischer Gottseibeiuns. Söder hatte Merkel ja noch viel härter angegriffen als Horst Seehofer. Der neue Söder, der seriöse Corona-Eindämmer, Bienenschützer und Frauenquoten-Vorkämpfer, möchte das gern vergessen machen. Auch wenn Söder am Ende - das ist derzeit immer noch die wahrscheinlichere Variante - nicht nach der Kanzlerschaft greifen sollte: Die neue Nähe zur beliebtesten Politikerin Deutschlands wird ihm auch in Bayern helfen.

Und Merkel? Die konnte genießen, wie ihr der einstige Widersacher auf Herrenchiemsee politisch den Hof machte. Das Nachsehen hatten dabei Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen. Nach der Sommerpause will Merkel zwar auch Laschets Kabinett besuchen. Dabei soll es um die Ruhrkonferenz gehen - aber was ist das schon gegen die Bilder vom Chiemsee.

© SZ vom 15.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMerkel und Söder
:Du willst es doch auch

Die Berge, der See, die Architektur der Macht. Merkel und Söder liefern in Herrenchiemsee eine tolle Show. Am Ende bleibt die Frage: Trifft da die Bundeskanzlerin ihren Nachfolger?

Von Roman Deininger, Andreas Glas und Robert Roßmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: