Süddeutsche Zeitung

Wahlkampf der Union:Söder schlägt Alarm

"Dramatisch" sei der Trend in den Umfragen, sagt Bayerns Ministerpräsident. Die Union stehe vor ihrer größten Herausforderung seit 1998.

Von Johann Osel

Angesichts der schlechten Umfragewerte für die Union hat sich CSU-Chef Markus Söder in einer Sitzung seines Parteipräsidiums am Donnerstag höchst alarmiert gezeigt. Wie die SZ aus Teilnehmerkreisen erfuhr, sagte Söder, der Trend in den Umfragen sei "dramatisch", es sei unklar, wie es weitergehe. Es sei zwar möglich, den Trend zu drehen, aber "leicht ist das nicht". Konkret bestehe nun, auch weil die SPD aufhole, die Gefahr einer Ampel von SPD, Grünen und FDP oder eines rot-rot-grünen Linksbündnisses. Dass es wenige Wochen vor der Bundestagswahl sogar schwelende Debatten über den möglichen Austausch des Kanzlerkandidaten Armin Laschet gebe, "zeigt, wie schwer die Lage ist", sagte Bayerns Ministerpräsident Teilnehmern zufolge.

Er selbst, sagte Söder, werde aus ganz Deutschland aufgefordert, mehr zu machen. Dies sei aber ein Balanceakt, betonte er später auf Nachfragen bei einer Pressekonferenz, weil dann medial sofort verbreitet werde, er dränge, obwohl nicht Kanzlerkandidat, zu dieser Präsenz. Die Umfragewerte, so Söder, seien jedenfalls "die schwerste Herausforderung für die Union seit 1998, definitiv".

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Anlass der Äußerungen war eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage des Instituts Kantar, der zufolge die Union bei 22 Prozent liegt, nur einen Prozentpunkt vor der SPD mit 21 Prozent (Grüne 19 Prozent, FDP 12 Prozent, AfD 11 Prozent, Linke 7 Prozent). Alle Umfragen, so Söder "haben den gleichen Trend nach unten". Die Frage nach einem Austausch des Kandidaten stelle sich aber nicht, sagte Söder öffentlich - die "Sachlage ist klar, das ist entschieden worden". Mangelnde Unterstützung für Laschet lasse sich die CSU nicht vorwerfen.

Die CSU werde "natürlich auch die Bayern-Karte spielen", sagt der Generalsekretär

Nach der Kür des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten und der Niederlage Söders im Frühjahr hatte es Theorien im politischen München gegeben, wonach die Christsozialen einen zurückhaltenden Wahlkampf für Laschet betreiben könnten. "Wir haben ausführlich Armin Laschet plakatiert", sagte Söder, "da lassen wir uns auch nichts nachsagen." Zugleich betonte er, die CSU-Ergebnisse bei der Bundestagswahl hingen vom Bundestrend ab, anders als bei einer Landtagswahl.

CSU-Generalsekretär Markus Blume bekräftigte nach der Präsidiumssitzung den "Führungsanspruch" der Union. Es sei für CDU und CSU noch "Potenzial nach oben", es fehle nicht an "Entschlossenheit und Geschlossenheit". Zum "Tempomachen" gebe es am Samstag den gemeinsamen Wahlkampfauftakt in Berlin mit Laschet, Söder sowie der Bundeskanzlerin. Angela Merkel werde außerdem zu einem späteren Termin auch in Bayern zu Gast sein, bei einer Veranstaltung am Münchner Nockherberg. Allerdings kündigte Blume an, die CSU werde "natürlich auch die Bayern-Karte spielen" - man sei schließlich die einzige Partei, die den Freistaat in Berlin vertrete.

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