Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) scheint kein großes Interesse am Bundesrat zu haben. Wie alle Ministerpräsidenten ist er Mitglied der Länderkammer. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung gab es seit seinem Amtsantritt in der Münchner Staatskanzlei im März 2018 genau 82 Sitzungen des Bundesrats. Söder hat aber lediglich an elf von ihnen teilgenommen. Das Wort ergriffen hat er sogar nur in sechs dieser Sitzungen. Reiner Haseloff (CDU), Regierungschef in Sachsen-Anhalt und dienstältester Ministerpräsident, hat dagegen an 72 der 82 Bundesratssitzungen teilgenommen.
Im wichtigen Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat ist Söder nicht Mitglied – im Gegensatz zu allen Ministerpräsidenten der CDU. Söder hat dagegen seinen Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) in den Ausschuss entsandt. Auch an den Vorbesprechungen der Unionsministerpräsidenten am Vorabend der Bundesratssitzungen hat Söder in den vergangenen Jahren nur sehr selten teilgenommen.
Horst Seehofer, Söders Vorgänger, hat sich im Bundesrat deutlich stärker eingebracht. Seehofer war von Oktober 2008 bis März 2018 bayerischer Ministerpräsident. In dieser Zeit gab es 116 Bundesratssitzungen, Seehofer nahm an 89 von ihnen teil. Das ist eine Quote von knapp 77 Prozent, bei Söder liegt sie nur bei gut 13 Prozent.
Söder dürfte auch im Bundestag sprechen. Artikel 43(2) Grundgesetz erlaubt das allen Bundesratsmitgliedern. Aber diese Bühne hat er bisher noch kein einziges Mal genutzt. In diesem Fall ist das aber nicht ungewöhnlich. Auftritte von Ministerpräsidenten im Bundestag sind sehr selten – und sie gereichen ihnen nicht immer zum Vorteil. In Erinnerung geblieben ist zum Beispiel eine Rede von Manuela Schwesig (SPD). Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern verteidigte im September 2020 vehement den Bau der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2. Es war eine Rede, die Schwesig seit Beginn des Kriegs Russlands gegen die Ukraine nicht mehr so halten würde.