So schreibt die Presse über das TV-Duell:"Telegraph" ruft Trump zum Sieger aus

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Wer ist denn nun der Sieger des TV-Duells? Die Weltpresse ist da unterschiedlicher Meinung. (Foto: REUTERS)

Nicht nur in den USA wird das TV-Duell von Clinton und Trump heiß diskutiert. Auch die Weltpresse debattiert, wer der Sieger ist. Die Presseschau.

Das erste TV-Duell der US-Präsidentschaftskandidaten hat in der Nacht zum Dienstag Millionen von Menschen vor die Fernseher gelockt - in den USA, aber auch darüber hinaus. In nahezu allen großen Medienhäusern auf der Welt ist der Schlagabtausch zwischen Hillary Clinton und Donald Trump auch am Dienstag das dominierende Thema.

So schreibt etwa The Guardian in London von einer der "merkwürdigsten und wildesten Debatten" in der Geschichte Amerikas. Die Zeitung kommt zu dem Schluss: "Während Clinton ruhig bleibt, verliert Trump in der Debatte seine Coolness."

Trumps "lausige Zustimmungsquoten"

Die konservative britische Tageszeitung The Telegraph sieht das ein wenig anders. Sie kürt Donald Trump zum Sieger des Duells. Der, so Kolumnist Tim Stanley in der Online-Ausgabe, habe im Jahr 2016 politisch gesiegt. "Aber er könnte aus genau diesem Grund immer noch den Kampf um das Präsidentenamt verlieren", schreibt die Zeitung. Das liege daran, dass er unter "lausigen Zustimmungsquoten" bei Frauen und Nichtweißen leide - und im Duell keine Versuche unternommen habe, etwas dagegen zu tun. "Zuschauer, die Trump hassen, werden sagen, dass Clinton gewonnen hat, weil sie mehr wie eine Präsidentin auftrat. Aber sie hat zugleich alle Macken ihres Liberalismus zur Schau gestellt, die sie in den letzten Jahrzehnten sehr viel Unterstützung durch die Arbeiterschaft gekostet haben", schreibt The Telegraph.

Die linksliberale polnische Zeitung Gazeta Wyborcza will davon nichts wissen. Bei ihr ist von einem "Knock-out" die Rede. Clinton habe das Duell "klar gewonnen". Das Blatt kritisiert, dass Trump sich provozieren und verwirren ließ. "Statt von unfähigen Politikern zu erzählen, rechtfertigte und erklärte er sich, ließ sich irritieren, schrie und geriet in die totale Defensive. Es sah aus, als wenn es gestimmt hätte, dass Trump sich nicht vorbereitet hatte", so die Zeitung.

Zu einem ähnlichen Urteil kommt die Schweizer Tageszeitung Blick. Trump habe teils aggressiv und "oft atemlos" gewirkt. "Hillary Clinton hat das erste Fernsehduell gegen Donald Trump klar für sich entschieden. Er attackierte sie heftig, sie ließ sich nicht aus dem Konzept bringen", heißt es in der Online-Ausgabe.

US-Präsidentschaftskandidaten
:Die besten Zitate der TV-Debatte

Trump will nur, dass Clinton glücklich ist. Die bescheinigt dem Republikaner, in seiner eigenen Welt zu leben.

Einen Schritt weiter geht Spiegel Online. "Clinton führt Trump vor", titelt das Nachrichtenportal seit den frühen Morgenstunden. Und schreibt weiter: "Für Donald Trump verläuft die erste TV-Debatte gegen Hillary Clinton überraschend verheerend. Der Milliardär ist fahrig und unsicher, gegen Ende nimmt ihn seine Rivalin regelrecht auseinander."

Der Österreichische Rundfunk bilanziert, die Debatte sei über weite Strecken ein "offenes Kräftemessen" gewesen, in dem beide ihre Stärken zeigen konnten. "Clinton ließ ganz klar ihre langjährige politische Erfahrung erkennen und kontrastierte diese ganz bewusst mit Trumps Unerfahrenheit", so der ORF.

Die Bild-Zeitung schreibt von einem Punktsieg, den Clinton errungen habe. "Aber ein K.-o.-Schlag für Trump war das noch nicht", so das Boulevardblatt in seiner Online-Ausgabe. Bild bilanziert: "Die Demokratin hat das Momentum gestoppt, das in den vergangenen Wochen auf der Seite ihres republikanischen Gegners war."

Die traditionsreiche amerikanische New York Times, die am Wochenende mit einem Leitartikel gegen Trump auf sich aufmerksam machte, schreibt von einer "schonungslos feindlichen Debatte". "Er hat sie ständig unterbrochen, sie verteilte reihenweise Schelten wegen seines stümperhaften Faktenwissens", so das Blatt.

Das nächste TV-Duell von Clinton und Trump findet übrigens am 9. Oktober statt. Auch dann werden die Medienmacher dieser Welt wieder vor dem Fernseher sitzen.

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