Slums und Geisterstädte weltweit:Wo das Elend wohnt

Die Gegensätze könnten nicht größer sein: An vielen Orten weltweit leben Millionen Menschen auf engstem Raum unter schwierigsten Bedingungen. Andere Landstriche sind wie ausgestorben - hier hat der zivilisatorische "Fortschritt" die Gegend unbewohnbar gemacht.

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Quelle: AFP

Die Gegensätze könnten nicht größer sein: An vielen Orten weltweit leben Millionen Menschen auf engstem Raum unter schwierigsten Bedingungen. Andere Landstriche sind wie ausgestorben - hier hat der zivilisatorische "Fortschritt" die Gegend unbewohnbar gemacht.

Mehr als sieben Milliarden Menschen leben derzeit auf diesem Planeten, bis zum Ende des Jahrhunderts sollen es zehn Milliarden sein. Ressourcenmangel, ungleiche Verteilung und politische Konflikte sorgen dafür, dass ein Teil der Weltbevölkerung unter menschenunwürdigen Bedingungen lebt. Gleichzeitig hat das Streben nach wirtschaftlichem Wachstum Konsequenzen für den menschlichen Lebensraum - der zivilisatorische Fortschritt macht einige Gegenden der Erde unbewohnbar.

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Slums und Geisterstädte weltweit:Dadaab

Displaced People At Dadaab Refugee Camp As Severe Drought Continues To Ravage East Africa

Quelle: Getty Images

Das Flüchtlingslager Dadaab bietet einer halben Million Menschen notdürftig Unterkunft und Nahrung. Das Lager im Osten Kenias ist das größte der Welt. Vor allem Flüchtlinge aus dem vom Bürgerkrieg geschüttelten Somalia sind hierher geflohen.

2011 litt Ost-Afrika unter der schlimmsten Dürre seit 60 Jahren. In Dadaab kamen täglich bis zu 1700 neue Flüchtlinge an. Das Lager ist trotz Erweiterung völlig überfüllt, das Essen streng rationiert. Außerdem ist die Sicherheitslage - auch für humantiäre Helfer - äußerst angespannt. Verschiedene Hilfsorganisationen warnten im Juli vor einer humanitären Katastrophe: Sollte der Fehlbetrag von 25 Millionen Dollar nicht gedeckt werden, könnte das Lager in zwei oder drei Monaten mindestens 200.000 Menschen nicht mehr versorgen.

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Slums und Geisterstädte weltweit:Manila

Overpopulation and Underemployment: Faces of Poverty in Manila

Quelle: Getty Images

Zwanzig Millionen Menschen leben in Manila, der Hauptstadt der Philippinen, und dem direkten Umland. Ein Großteil davon haust in Slums; einer davon war der sogenannte Tondo-Slum. Er gehörte 1990 zu den dicht besiedelsten der Welt: 65.000 Menschen lebten hier auf einem Quadratkilometer. Trauriges Wahrzeichen wurde der "Smokey Mountain" - ein 50 Meter hoher Müllberg. Der Slum wurde 1995 gewaltsam geräumt und plattgewalzt. Rund um die Kernstadt Manilas entstehen heute immer neue Siedlungen. Die Regierung konnte der Überbevölkerung und hohen Arbeitslosigkeit bislang nicht Herr werden.

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Slums und Geisterstädte weltweit:Gaza-Stadt

Palestinian boys play on a beach in Gaza City

Quelle: REUTERS

Der Gaza-Streifen, zwischen Ägypten und Israel, hat eine Größe von 360 Quadratkilometern und ist damit kleiner als das Bundesland Bremen. 1,6 Millionen Menschen leben in diesem schmalen Streifen an der Mittelmeerküste. Offiziell gehört er zu den Palästinensischen Autonomiegebieten.

Die humanitäre Krise dort wird sich laut einem UN-Bericht immens zuspitzen, sollte die Versorgungsstruktur nicht massiv ausgebaut werden. Etwa 500.000 Einwohner werden bis 2020 in dem ohnehin überbevölkerten Gebiet hinzukommen. Um 2,1 Millionen Menschen ausreichend zu versorgen, müsste die Stromproduktion verdoppelt und Wasserfilteranlagen gebaut werden - ebenso hunderte Schulen und Krankenhäuser. Bereits jetzt fehlten zehntausende Wohnungen. 

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Slums und Geisterstädte weltweit:Port-au-Prince

Residents stand in line to receive aid from International Organization for Migration (IOM) in a camp for displaced people in Port-Au-Prince

Quelle: Logan Abassi

2,2 Millionen Menschen leben im Ballungsraum rund um die Hauptstadt Haitis, eine halbe Million davon in dürftigen Notunterkünften. Der Karibikstaat war 2010 von einem Erdbeben der Stärke 7 erschüttert worden. 230.000 Menschen verloren dabei ihr Leben, über eine Million Haitianer wurden obdachlos. Port-au-Prince liegt zum Teil noch in Trümmern; der Wiederaufbau stagniert.

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Slums und Geisterstädte weltweit:Pripjat

25 Jahre Tschernobyl

Quelle: dpa

Gespenstisch leer ist das Zentrum der ukrainischen Stadt Pripjat. Menschliches und technisches Versagen machten hier ein Weiterleben unmöglich. Leergefegte Landstriche sind der harte Gegensatz zu den überbevölkerten Regionen der Erde - und ebenso problematisch.

Immer noch Sperrgebiet: 26 Jahre nach dem Super-GAU von Tschernobyl darf die Gegend rund um das ukrainische Atomkraftwerk nicht betreten werden. Die nahe gelegene Stadt Pripjat ist deshalb wie ausgestorben - einst lebten hier 50.000 Menschen.

Am 26. April 1986 explodierte der Mantel eines Reaktors, Trümmer und radioaktives Material wurden nach außen geschleudert. Über ganz Euopa breitete sich eine radioaktive Woke aus.

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Slums und Geisterstädte weltweit:Wittenoom

To match feature AUSTRALIA-ASBESTOS/

Quelle: REUTERS

Geisterstadt Wittenoom: Bis in die 60er Jahre wurde hier in einer Mine Asbest abgebaut. Die 20.000 Einwohner der westaustralischen Stadt waren einer enormen Belastung durch das - wie heute bekannt ist - krebserregende Abbauprodukt ausgeliefert. Mindestens 1000 Menschen starben an den Folgen von Krankheiten, die durch Asbest verursacht werden.

Die australische Regierung schloss die Mine 1966. Wittenoom ist seit 2007 offiziell keine Stadt mehr, verschwand von Landkarten und Straßenschildern. Dennoch lebt hier noch eine Handvoll Menschen.

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Slums und Geisterstädte weltweit:Centralia

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Quelle: Don Emmert/AFP

Fast unbewohnbar ist die Bergbau-Stadt Centralia im US-Bundesstaat Pennsylvania. Seit 50 Jahren brennen die Kohleschichten unter der Erde - womöglich einst durch ein Feuer auf der städtischen Mülldeponie ausgelöst. Die ehemals tausend Einwohner wurden von der Regierung umgesiedelt, Häuser niedergewalzt. Obwohl alle Löschversuche erfolglos blieben, wollten nicht alle Bewohner die Stadt mit dem heißen Boden verlassen. Etwa ein Dutzend Menschen lebt heute in der Geisterstadt.  

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Slums und Geisterstädte weltweit:Aralsee

Aral Sea

Quelle: Nick Hannes/Reporters/laif

Der Aralsee war der viertgrößte Binnensee der Erde - bis seine Zuflüsse massiv abgeschöpft wurden. Für den Anbau von Baumwolle benötigen die beiden Länder Kasachstan und Usbekistan viel Wasser. Beginnend in den Sechzigern führte das zur Austrocknung, übrig geblieben sind heute ein paar kleinere Salzseen.

Ein Großteil der dort lebenden Fischer musste in die großen Städte abwandern. Kamelzucht hat den Fischfang abgelöst. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es dennoch: Kasachstan baute 2001 einen Damm, der Flusswasser in den Aralsee leitet. Seitdem ist der Wasserspiegel wieder etwas angewachsen.

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Slums und Geisterstädte weltweit:Dscherschinsk

BARRELS

Quelle: AP

Giftige Chemikalien im Grundwasser: In Dscherschinsk - 400 Kilometer östlich von Moskau - stellte die Sowjetunion im Kalten Krieg Chemiewaffen her. Der anfallende Giftmüll wurde einfach in der näheren Umgebung entsorgt. Das Trinkwasser wurde dadurch teilweise vergiftet, ebenso der Boden. Obwohl viele Menschen der Stadt den Rücken gekehrt haben, leben immer noch etwa 250.000 Menschen an diesem Ort. Die Lebenserwartung liegt bei Mitte 40. Nicht immer hat die Bevölkerung also die Möglichkeit, den durch die Zivilisation zugrunde gerichteten Orten zu entfliehen.

© sueddeutsche.de/jum/joku/bön
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