Slowakei:Richter auf dem Prüfstand

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Neue Verstrickungen in Mordfall Kuciak vor Beginn des Prozesses in Bratislava: Zwei der berufenen Richter müssen sich am Dienstag erst noch selbst verantworten.

Von Viktoria Großmann, München

Im Mordfall Ján Kuciak soll am 19. Dezember in der Kleinstadt Pezinok bei Bratislava der Prozess beginnen. Zunächst müssen sich aber an diesem Dienstag zwei der berufenen Richter selbst verantworten. Sie sollen in Kontakt mit dem Hauptangeklagten gestanden haben. Der Investigativjournalist Kuciak und seine Verlobte Martina Kušnírová waren am 21. Februar 2018 in ihrem Haus in Veľka Mača erschossen worden; sie waren 27 Jahre alt. Beschuldigt, den Mord in Auftrag gegeben zu haben, wird der Geschäftsmann Marian Kočner, über dessen kriminelle Verstrickungen Kuciak berichtet hatte. Kočner soll 50 000 Euro für den Mord gezahlt haben. Kuciaks Verlobte war, wie mittlerweile bekannt wurde, ein Zufallsopfer.

Kočner hatte weitere Morde geplant, darunter an Staatsanwälten. Mit Kočner sind zwei Männer und eine Frau angeklagt. Sie soll den Auftrag vermittelt haben. Im Sommer gelangten slowakische Medien an eine Datei, die zahllose Nachrichten enthält, die Kočner über den Kurznachrichtendienst Threema ausgetauscht hat. Seither wurde bekannt, mit wem und wie eng Kočners Kontakte zu ranghöchsten Beamten und Politikern waren. Auch die Namen von zwei Richtern, die nun für den Prozess vorgeschlagen sind, tauchen in diesen Nachrichten auf. Beide haben Fälle betreut, die so ausgingen, wie Kočner es bei seinen Vertrauten bestellt hatte - jedoch nicht direkt bei diesen Richtern. Daher gilt es nun zunächst, die Hintergründe zu klären.

Der Anwalt der Familie Kuciak, der selbst von Kočner bedroht worden war, äußerte sich wiederholt zuversichtlich, dass es einen fairen Prozess geben werde. "Kočner wird eine gerechte Strafe erhalten", sagte Daniel Lipšic der SZ. Nach dem Mord hatten in der Slowakei Tausende gegen ihre Regierung demonstriert, Rücktritte folgten. Im Zentrum Bratislavas erinnert ein improvisiertes Mahnmal an die Ermordeten.

© SZ vom 25.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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