Slowakei:Millionär Kiska gewinnt überraschend Präsidentenwahl

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Unübersehbar fröhlich: Andrej Kiska nach seinem überraschenden Sieg bei der Präsidentenwahl in der Slowakei (Foto: AFP)

Ein Politneuling wird neuer Präsident der Slowakei: Der parteilose Millionär Andrej Kiska gewinnt mit deutlichem Vorsprung gegen den klar favorisierten Ministerpräsidenten Robert Fico. Politisch ist Kiska auch für Experten schwer einschätzbar.

Der parteilose Millionär Andrej Kiska hat die Präsidentschaftswahl in der Slowakei gewonnen. Der Politneuling konnte in der Stichwahl am Samstag 59,4 Prozent der Stimmen auf sich vereinen, wie die Wahlkommission nach Auszählung von 99,85 Prozent der Wahlkreise mitteilte. Sein sozialdemokratischer Gegner, Ministerpräsident Fico, erhielt 40,6 Prozent. Fico räumte seine Niederlage ein.

"Ich will das Vertrauen der Menschen in die Präsidentschaft wiederherstellen", sagte Kiska in seiner Siegesrede in seiner Wahlkampfzentrale in der Hauptstadt Bratislava. "Ich will Politik menschlicher machen."

Der 51-Jährige gehört der politischen Mitte an. Er ist der erste Staatschef seit der Unabhängigkeit der Slowakei 1993, der nie Mitglied der Kommunistischen Partei war. Kiska bekleidete bislang noch nie ein politisches Amt, nicht einmal auf kommunaler Ebene.

Gründer von Wohltätigkeitsorganisation

Trotz einer finanziell aufwändigen zweijährigen Wahlkampagne blieb Kiska bis zuletzt auch für Experten politisch kaum einschätzbar. Überhaupt bekannt war der Unternehmer bis zu seiner Kandidatur nur wenigen Slowaken als Gründer der Wohltätigkeitsorganisation "Guter Engel". Diese sammelt Spendengelder, um schwerkranke Kinder und ihre Familien zu unterstützen.

Das Staatsoberhaupt ernennt in der Slowakei formell die Regierung, hat aber sonst eher repräsentative Aufgaben. In Regierungskrisen kann seine Rolle aber stark sein. Der amtierende Präsident Ivan Gasparovic durfte nach zwei jeweils fünfjährigen Amtsperioden nicht noch einmal antreten. Er bleibt aber noch bis zum 15. Juni im Amt.

Der 49-jährige Ex-Kommunist Fico hatte für die Stichwahl auf die Mobilisierung der Nichtwähler aus der ersten Runde der Wahl gehofft, bei der Kiska vor zwei Wochen 24 Prozent der Stimmen erhalten und damit überraschend knapp hinter Fico gelegen hatte. Dieser war auf 28 Prozent der Stimmen gekommen. In allen Umfragen und von Experten war Fico klar favorisiert worden. Die Wahlbeteiligung hatte am 15. März bei nur 43,4 Prozent gelegen, bei der Stichwahl am Samstag lag sie bei 50,5 Prozent.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/kjan - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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