Sklavenhandel:"Eines der größten Verbrechen der Menschheit"

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George W. Bush hat während seiner Afrika-Reise die Sklaverei verurteilt. Eine Entschuldigung für den früheren Sklavenhandel der USA vermied der US-Präsident jedoch.

Zum Auftakt seiner Afrika-Rundreise hat US-Präsident George W. Bush die einstige Sklaveninsel Goree vor der Küste Senegals besucht.

Dort erklärte Bush: "An diesem Platz wurden Freiheit und Leben gestohlen und verkauft".

In der Geschichte seiner Heimat habe es eine Zeit gegeben, wo jedes siebte menschliche Wesen Eigentum eines anderen gewesen sei. Heuchelei und Ungerechtigkeit seien Hand in Hand gegangen.

"Eine der größten Wanderbewegungen der Geschichte war zugleich eins der größten Verbrechen der Menschheit", sagte Bush, der allerdings die von vielen Afrikanern erhoffte Entschuldigung vermied.

Mit dieser Haltung blieb Bush der Position seines Amtsvorgängers Bill Clinton treu, der vor rund fünf Jahren auf derselben Insel das Unrecht anerkannte, ohne sich zu entschuldigen.

Freiheit sei keine Frage der Rasse, betonte auch Bush, der sich den Afrikanern als verlässlicher Partner und Freund im Kampf gegen Terror und wirtschaftliches Unrecht präsentierte.

Bush war am Morgen gemeinsam mit seiner Frau Laura in Dakar eingetroffen und am Flughafen von Wade empfangen worden.

Nach einer gemeinsamen Unterredung sowie einem Treffen mit fünf anderen westafrikanischen Staatsoberhäuptern setzte Bush auf die Sklaveninsel über, von der einst die Vorfahren von Millionen schwarzer Amerikaner in die Sklaverei geschickt wurden.

Bereits auf dem Anti-Rassismus-Gipfel der Vereinten Nationen 2001 in Durban (Südafrika) hatten die USA am Pranger gestanden, weil sie eine Entschuldigung für ihre Verstrickung in den Sklavenhandel aus Frucht vor Schadenersatzklagen vermeiden wollten.

Kurz vor Mitternacht soll das amerikanische Staatsoberhaupt in Südafrika eintreffen, der zweiten Station seiner Reise. Im Mittelpunkt der Afrika-Visite stehen der Kampf gegen Aids und Terror sowie Wirtschaftsfragen.

Die Reise markiert einen neuen Abschnitt in der US-Politik, nachdem Bush dem Kontinent im Wahlkampf nur geringe Priorität eingeräumt hatte. Weitere Stationen seiner Afrika-Rundreise durch fünf Länder sind Botswana, Uganda und Nigeria.

Beteiligung an Liberia-Einsatz

Vor seinem Besuch der Sklaveninsel hatte Bush eine Beteiligung an einer regionalen Schutztruppe für das Bürgerkriegsland Liberia in Aussicht gestellt. Er ließ allerdings offen, wie diese Beteiligung konkret aussehen soll.

Die Bevölkerung Liberias setzt sich zum großen Teil aus ehemaligen Sklaven zusammen, die in den USA freigelassen und in Afrika angesiedelt worden waren. Wegen dieser historischen Verbindung machen zahlreiche afrikanische Staats- und Regierungschefs Druck auf die USA, dort einzugreifen.

"Wir sind jetzt dabei, das Ausmaß unserer Beteiligung zu bestimmen", sagte Bush nach einer Unterredung mit westafrikanischen Präsidenten.

Senegals Präsident Abdoulaye Wade erklärte, er hoffe auf militärisches Gerät von den Amerikanern. An Bush gewandt betonte er: "Die USA beginnen dank ihrer Führerschaft, eine Rolle zu Gunsten Afrikas zu spielen."

Wade ist einer der geistigen Väter des ehrgeizigen Reformprogramms Neue Partnerschaft für Afrikas Entwicklung (NEPAD). Während in Dakar Dutzende Demonstranten die Rolle der USA im Irakkrieg kritisierten, bekundete Wade den USA Unterstützung im Kampf gegen den Terrorismus.

(sueddeutsche.de/dpa)

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