Skandinavien:Unternehmen Finnland

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Wahlsieger Sipilä ist Geschäftsmann, und genau so will er auch sein Land führen. Doch bevor er die Wirtschaftskrise managen kann, muss er eine Koalition bilden - das ist schwer genug.

Von Silke Bigalke, Stockholm

Wer ist Juha Sipilä? Für welche Politik der 53 Jahre alte Ingenieur genau steht, das müssen die Finnen erst noch herausfinden. Klar ist: Sie haben ihm gerade den Weg ins Premiersamt geebnet. Sipilä ist ein streng gläubiger Christ, gleichzeitig hat er als Manager Millionen verdient. Er soll seiner großen Familie eigenhändig ein Haus gebaut haben - in nur drei Monaten. Im Wahlkampf wirkte er auf seine Landsleute trotzdem besonnen und ruhig, vielleicht etwas zu ruhig, merkten einige finnische Journalisten an. Oft vermied er es, Stellung zu beziehen. Die Finnen haben ihm das als Besonnenheit angerechnet. Für die schwierige Aufgabe, eine Regierung zu bilden, wird das nun nicht mehr ausreichen. Sipiläs konservativ-liberale Zentrumspartei hat zwar die meisten Stimmen erhalten. Doch die eurokritische Partei der Finnen, die Konservativen des scheidenden Premiers Alexander Stubb und die Sozialdemokraten liegen nicht sehr weit dahinter. Mit zwei von ihnen wird sich Sipilä wohl zusammenschließen müssen. Aber mit wem, das wagt noch niemand zu sagen. Zu wenig ist schlicht bekannt über seine politischen Pläne. Eine häufige Erklärung für seinen Sieg lautet, dass die Finnen einfach unzufrieden waren mit der Regierung von Alexander Stubb und den Wechsel wollten. Dafür blieb ihnen kaum eine Alternative als Sipilä. Um seinen bequemen Vorsprung in den Umfragen zu halten, musste er kontroverse Themen und mögliche Stolperfallen einfach vermeiden. Das hat er getan. Fast könnte man sagen, er hat sich weggeduckt.

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