Skandal in Down Under:Sie ist "absichtlich unfruchtbar"

Ein australischer Abgeordneter hat einer Oppositionspolitikerin Führungsqualitäten abgesprochen. Der Grund: Julia Gillard habe keine Kinder und verstehe deshalb die Gesellschaft nicht. Pikant: Der Macho-Politiker ist ein enger Freund von Premier Howard - und versucht nun, sich herauszureden.

Der australische Senator Bill Heffernan hat eine kinderlose Kollegin massiv beleidigt und damit in der Öffentlichkeit für Empörung gesorgt. Heffernan, ein enger Freund von Ministerpräsident John Howard, nannte die Oppositionsabgeordnete Julia Gillard "absichtlich unfruchtbar". Zugleich sprach er der stellvertretenden Vorsitzenden der Labor-Partei Führungsqualitäten ab.

Julian Gillard

So präsentiert sich Julia Gillard auf ihrer Website

(Foto: Foto: privat)

Als Führungspersönlichkeit müsse man "seine Gesellschaft verstehen", wurde der 64-Jährige im Magazin The Bulletin zitiert. Und in eine Gesellschaft gehörten "Familie und die Beziehung zwischen Mutter, Vater und einem Eimer Windeln".

Später räumte Heffernan ein, seine Bemerkungen seien "völlig unangemessen und unsensibel" gewesen. Er entschuldigte sich bei Gillard und bei allen, die sich durch seine Äußerungen verletzt gefühlt hätten. Heffernan ist Mitglied der Liberalen Partei.

"In der Vergangenheit hängengeblieben"

Gillard, die weder verheiratet ist noch Kinder hat, nahm die Entschuldigung an, auch wenn sie bisher nicht persönlich mit Heffernan gesprochen habe. Zugleich nannte sie Heffernans Äußerungen altmodisch. Er sei in der Vergangenheit hängengeblieben, sagte die 45-Jährige vor Journalisten.

Gillard erklärte weiter, der Senator glaube offenbar, er sei in der Position, Frauen vorschreiben zu können, wie sie ihr Leben zu führen hätten.

"Ich glaube nicht, dass die australischen Frauen die Ratschläge von Senator Heffernan benötigen", erklärte Gillard. Sie fügte hinzu: "Wir Frauen sind ziemlich gut darin, unsere eigenen Entscheidungen zu treffen." Gillard ist im Schattenkabinett der Labor-Partei unter anderem für Arbeitsmarktfragen zuständig.

Opposition fordert Entschuldigung des Premiers

Labor-Parteichef Kevin Rudd ging nach dem Vorfall in die Offensive und forderte laut einem Bericht des Sydney Morning Herald Premierminister John Howard auf, sich von den Äußerungen zu distanzieren.

Wenn Howard ein anständiger Mann sei, werde er Heffernans Aussagen zurückweisen und den Senator bestrafen, erklärte Rudd. Der Regierungschef ließ erklären, dass er solche Äußerungen in der Vergangenheit nie gebilligt habe und dies auch jetzt nicht tue.

Howard fügte hinzu, Bill Heffernan bleibe jedoch ein enger Freund. Im Nachrichtensender Sky News sagte er, Heffernan spreche in dieser Angelegenheit aber weder für ihn noch für seine Regierung.

Außenminister Alexander Downer erklärte, er rechne nicht damit, dass Howard Heffernan bestrafen werde. "Er ist nur ein Hinterbänkler und muss nun wie wir alle mit den Konsequenzen seiner Aussage leben", sagte Downer.

Die Politikexpertin Gwen Gray von der Australian National University warf Heffernan Doppelmoral und Engstirnigkeit vor. Im Parlament gebe es viele männliche Abgeordnete, "die kaum wissen, dass sie Kinder haben, weil sie so wenig Zeit mit ihnen verbracht haben". Dies sei kaum ein Unterschied dazu, gar keine Kinder zu haben, sagte Gray.

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