Süddeutsche Zeitung

Simbabwe:Minister beleidigt Merkel als "Faschistin"

Die Kritik Angela Merkels an der Menschenrechtslage in Simbabwe hat der Informationsminister des südafrikanischen Landes zum Anlass genommen, um die Kanzlerin auf das Übelste zu beleidigen. Die Bundesregierung will den Ausfall vorerst ingorieren.

Bernd Oswald und Oliver Das Gupta

Für "die Sache" hatte Eckart von Klaeden nur einen Satz übrig: "Die Aussagen sind so inakzeptabel wie irrelevant," sagte der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion zu sueddeutsche.de. Das Bundespresseamt wollte sich gar nicht dazu äußern: "Das wollen wir nicht kommentieren", sagte ein Sprecher zu sueddeutsche.de.

Doch was im Berliner Politikbetrieb erst mal beiseite geschoben wurde, hatte es bei genauerer Betrachtung in sich: Mit einer üblen Verbal-Attacke hat Simbabwe auf die Kritik von Bundeskanzlerin Angela Merkel an der Menschenrechtslage in dem afrikanischen Land reagiert. Sie sei eine "Rassistin, Faschistin" und ein "Überbleibsel der Nazis", sagte Informationsminister Sikhanyiso Ndlovu nach Angaben von The Herald - einer Zeitung, die als Sprachrohr des Regimes von Präsident Robert Mugabe gilt.

Ndlovu begründete seine beleidigende Unterstellung ausgiebig: Dass Merkel die Scientoloy-Kirche und Schauspieler Tom Cruise daran gehindert habe, einen Film über den Hitler-Widerstandskämpfer Claus Graf Schenk von Stauffenberg zu drehen, zeige ihre Nazi-Neigung. Der Film "Valkyrie" durfte allerdings nach anfänglichen Widerständen doch an den Berliner Originalschauplätzen gedreht werden.

Das Blatt zitiert ihn am Montag weiter mit den Worten: "Sie sollte den Mund halten oder abhauen. Simbabwe ist keine deutsche Kolonie, das ist höchster Rassismus von einem deutschen Regierungschef!" Merkel habe sich zum Sprachrohr der ehemaligen britischen Kolonialherren gemacht.

"Merkel hat schmutzige Hände"

Präsident Robert Mugabe sei zusammen mit dem verstorbenen Vizepräsidenten Joshua Nkomo "ohne Zweifel eine unbestrittene Ikone des afrikanischen Nationalismus, des Panafrikanismus, ein Revolutionär und Befreier Simbabwes", sagte Ndlovu.

Merkel habe "schmutzige Hände" und sei nicht qualifiziert, um sich zu Simbabwe zu äußern, fügte der Informationsminister hinzu. Mugabe sei auf dem Gipfel als Staatsmann von gutem Ruf erschienen und habe viele europäische Staatsmänner "wie Zwerge" aussehen lassen.

Lesen Sie auf Seite 2, welches historische Vorbild Ndlovu der Kanzlerin nahelegt.

Ndlovu wünschte sich einen anderen Regierungsstil und gab Merkel dafür ein historisches Vorbild: "Deutschland braucht einen Führer wie Otto von Bismarck, der für Deutschland Einigung kämpfte und für die Auslöschung von Ungerechtigkeiten", sagte Ndlovu weiter.

Allerdings übersah er dabei, dass von Bismarck nach anfänglicher Skepsis 1884 den Beginn der deutschen Kolonialpolitik einleitete, indem er mehrere Besitzungen deutscher Kaufleute in Afrika unter den Schutz des Deutschen Reichs stellte.

Unter Berufung auf ungenannte Quellen schrieb das Blatt, Merkel habe Südafrikas Präsidenten Thabo Mbeki gebeten, auf Mugabe beruhigend einzuwirken, damit dessen Antwort auf ihre Kritik gemäßigt ausfalle.

Die Bundeskanzlerin hatte während des EU-Afrika-Gipfels in Lissabon am Samstag die Menschenrechtslage in Simbabwe angeprangert. "Wir dürfen nicht wegschauen, wenn Menschenrechte mit Füßen getreten werden", hatte sie laut Redetext gesagt und hinzugefügt: "Der jetzige Zustand von Simbabwe schadet dem Bild des neuen Afrikas." Andere EU- Regierungschefs unterstützten sie.

Mugabe warf Deutschland daraufhin "Arroganz" vor. Er bezeichnete Deutschland, Dänemark, Schweden und die Niederlande in Lissabon als arrogante "Viererbande", denen ein solches Urteil nicht zustünde.

Auch Mugabes afrikanische Kollegen kritierten die Bundeskanzlerin. Der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki etwa bezeichnete Merkels Ansichten als realitätsfremd. Der senegalesische Präsident Abdoulaye Wade sagte, zwar schätze er Merkels Eingangsrede beim EU-Afrika-Gipfel, ihre Kritik an Simbabwe beruhe jedoch auf "ungenauen" Informationen.

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