Simbabwe:Regimekritikerin verurteilt

In Simbabwe hat ein Gericht die preisgekrönte Autorin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga, 63, zu einer Geldstrafe verurteilt. Der Regimekritikerin wurde Aufruf zu Gewalt vorgeworfen, weil sie 2020 mit einem Plakat auf der Straße Reformen gefordert hatte. Die Strafe sei trotz Symbolkraft "mild" ausgefallen, sagte der Präsident des PEN-Zentrums Simbabwe, Elisha July, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dangarembga müsse umgerechnet 224 Euro zahlen; ersatzweise drohten ihr drei Monate Gefängnis. Der Prozess fand unter großem internationalen Medieninteresse statt. Ursprünglich sollte das Urteil bereits am Vormittag fallen; die Verschiebung um mehrere Stunden könnte eine "Strategie" gewesen sein, "die Presse zu frustrieren", vermutet July. Er und andere Beobachter gehen von einem Scheinprozess aus, der anderen Kritikern als Warnung dienen sollte. Insgesamt musste die Dangarembga mehr als 30 mal vor dem Richter erscheinen. Bei ihrer Ankunft vor Gericht betonte Dangarembga: "Ich hoffe auf Neuigkeiten, die mich glücklich und stolz auf mein Land machen." Zuvor hatte sie via Twitter erklärt: "Freie Meinungsäußerung ist kein Verbrechen." In dem südafrikanischen Land begann mit dem Sturz von Diktator Robert Mugabe 2017 eine neue Zeitrechnung. Die wirtschaftlich angeschlagene, unterdrückte Nation hoffte unter Präsident Emmerson Mnangagwa auf mehr Demokratie. Jedoch lässt auch er Oppositionelle foltern, Journalisten wegsperren und Kritiker mundtot machen. Dangarembga gilt als erste schwarze Simbabwerin, die einen Roman in englischer Sprache verfasste. Ihr Debütwerk "Nervous Conditions" (1988) erhielt mehrere Auszeichnungen. Ihre Kindheit verbrachte die Tochter zweier Lehrer in Simbabwe und Großbritannien. Sie lebte mehr als zehn Jahre in Deutschland.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: