Simbabwe:Regierung ruft Notstand aus

Kehrtwende in Simbabwe: Eine Cholera-Epidemie zwingt das Regime von Robert Mugabe, Hilfe aus dem Ausland anzufordern.

Judith Raupp

Die Regierung in Simbabwe hat wegen einer Cholera-Epidemie den nationalen Notstand ausgerufen und internationale Organisationen um Hilfe gebeten. Dies bedeutet eine Kehrtwende des Regimes von Robert Mugabe. Der 84-jährige Despot hatte bis vor Kurzem die Cholera heruntergespielt.

Simbabwe: Die Einwohner Harares warten vor einer Fabrik für Wasser - die Leitungen sind mit Cholera-Erregern verseucht.

Die Einwohner Harares warten vor einer Fabrik für Wasser - die Leitungen sind mit Cholera-Erregern verseucht.

(Foto: Foto: dpa)

Als deswegen Krankenschwestern und Ärzte vor wenigen Tagen demonstrierten, hat die Polizei sie verprügelt. Im Sommer hatte Mugabe ausländischen Hilfsorganisationen sogar das Arbeiten in Simbabwe untersagt. Nun bittet er das Ausland um Geld für die Aufbereitung von Trinkwasser, Medizin und Lebensmittel.

Der Leiter des ökonomischen Zentrums in Harare, Jonah Gokova, sagt, Simbabwe steuere auf den Zusammenbruch zu. Er beschreibt die Situation als katastrophal: "Viele Kranke können nicht versorgt werden, weil die meisten Spitäler mangels Medizin und Ärzten nicht mehr arbeiten. Die Regierung sagt auch nicht, wie viel Lebensmittelvorräte sie noch hat. Die Menschen hungern." In der Hauptstadt Harare, wo die Cholera besonders verbreitet ist, wurde in einigen Vierteln das Trinkwasser abgestellt, weil die Behörden nicht mehr genug Chemikalien haben, um Erreger abzutöten.

Nach Angaben der Vereinten Nationen sind fünf Millionen der zwölf Millionen Simbabwer vom Hunger bedroht. 12.500 Menschen haben Cholera, 565 sind daran gestorben. Wer kann, flüchtet nach Südafrika, wo die Kranken kostenlos behandelt werden. So steigt die Gefahr, dass sich die Seuche auch im Nachbarland ausbreitet. Im Grenzfluss Limpopo, den viele überqueren, wurden bereits Cholera-Erreger gefunden.

Mugabe schiebt die Schuld für den Ruin des einst florierenden Landes dem Westen zu, weil die USA und Europa Sanktionen verhängt hätten. In Wahrheit bestehen aber nur Reise- und Finanz-Sanktionen gegen Mugabe persönlich und einige seiner Getreuen. Der Absturz Simbabwes begann vor acht Jahren, als die weißen Farmer vertrieben wurden und hoch qualifizierte Regimekritiker ins Ausland gingen.

Die Inflation ist mittlerweile so hoch, dass sie in Simbabwe-Dollar kaum noch gemessen werden kann. Umgerechnet in US-Dollar beträgt sie etwa 50 Prozent. Anfang der Woche haben sogar Soldaten gegen das Regime protestiert, weil sie von der Bank nicht genug Geld abheben konnten. Bisher waren Militär und Polizei die Stützen von Mugabes Regime.

Die Hoffnung auf eine schnelle Wende ist gering. Mugabe hintertreibt die Abmachung für eine Machtteilung mit Oppositionschef Morgan Tsvangirai, der als Premier regieren soll. Kenias Premier Raila Odinga forderte deshalb die Absetzung Mugabes. Immerhin arbeiten das Rote Kreuz und andere Hilfsorganisationen wieder in Simbabwe. Die EU bezahlt für die Cholera-Bekämpfung neun Millionen Euro an die Helfer, Simbabwes Nachbar Botswana gibt 300.000 Euro.

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