Simbabwe:Goldene Schüsse

Ein Großwildjäger aus den USA tötet den beliebten Löwen Cecil und erntet einen Shitstorm. Der Fall legt auch offen, welch riesige Summen Geld in der Jagd auf seltene Tiere stecken.

Von Tobias Zick

Walter Palmer, Zahnarzt aus Minneapolis, hat sich als Großwildjäger in den USA schon länger einen Namen gemacht. Im September 2009 widmete ihm die New York Times ein Porträt: Da hatte er einen rekordverdächtigen Elch erlegt, mit der Armbrust, aus fast 70 Metern Entfernung. Ein "Purist", in der Szene bekannt dafür, nie ein Gewehr für Notfälle mitzunehmen. Einer, der die Gesetze zwar mitunter leger auslegte (er wurde zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt, weil er einen Schwarzbär außerhalb des erlaubten Gebiets erlegt hatte), zugleich aber großzügiger Mäzen der Wildnis: 45 000 Dollar spendete er für ein Elch-Schutzgebiet.

Die weltweite Prominenz, die Palmer jetzt erlangt hat, dürfte er bereuen. Per Twitter tost ihm ein Shitstorm entgegen; die Vorsitzende der Tierrechts-Organisation Peta fordert, er gehöre "ausgeliefert, angeklagt und am besten gehängt". Seine Praxis ist geschlossen, die Website offline, vor der Tür türmen sich Blumen und Kuscheltiere, im Gedenken an Palmers jüngstes Opfer: den Löwen Cecil.

Cecil war Star des Hwange-Nationalparks in Simbabwe. 13 Jahre alt, besonders zutraulich und mit der schwarzen Mähne beliebt bei Touristen. Seine Leiche, die man Anfang Juli auf einem Farmgelände außerhalb des Parks fand, war übel zugerichtet: Fell abgezogen, Kopf abgetrennt. Nur ein Halsband mit Peilsender räumte Zweifel aus, dass es Cecil war -der Löwe stand unter Beobachtung von Forschern aus Oxford. Palmers Helfer, ein Jagdführer und der Farmbesitzer, stehen jetzt wegen Wilderei vor Gericht: Sie sollen Cecil mit einem Köder auf ein Gebiet gelockt haben, auf dem die Jagd mit Lizenz erlaubt ist. Palmer tat, wofür er bekannt ist: Er schoss mit der Armbrust einen Pfeil auf Cecil. Der Löwe lief verletzt weg, 40 Stunden später entdeckten ihn Jäger und erledigten ihn mit dem Gewehr.

Nun drohen 15 Jahre Haft

Von unbekanntem Ort hat sich Palmer schriftlich gemeldet: Ihm sei nicht bewusst gewesen, dass "der von mir erlegte Löwe eine lokale Berühmtheit war, ein Halsband trug und Teil einer Studie war". Er habe sich auf die "Expertise" der professionellen Führer verlassen, gedacht, alles sei legal. Den Angeklagten drohen in Simbabwe bis zu 15 Jahre Haft. Palmer ist nach seiner Auskunft weder von simbabwischen noch US-Behörden kontaktiert worden, stehe aber zur Verfügung.

Simbabwe ist eines von elf afrikanischen Ländern, die Trophäenjagd auf Großwild erlauben, darunter Tansania, Namibia und - allen voran - Südafrika, wo die Branche im Jahr mehr als 90 Millionen Euro umsetzt. Großwildjäger verteidigen ihr Hobby gern mit dem Argument, die hohen Erträge aus - streng limitierten - Jagdlizenzen seien unverzichtbar zur Finanzierung von Wildschutzgebieten in Afrika. Die Quoten legt jährlich eine Konferenz zum Washingtoner Artenschutzabkommen fest. Je niedriger die Quote, desto teurer. Palmer soll für die Löwensafari mehr als 50 000 Dollar bezahlt haben.

Der Fall Cecil ist Wasser auf die Mühlen der Jagdgegner. Und in den USA mehren sich Stimmen, die Palmer vor Gericht bringen wollen. Der Republikaner Newt Gingrich, Ex-Sprecher des Repräsentantenhauses, fordert: "Das ganze Team, das den Löwen Cecil getötet hat, gehört ins Gefängnis. Samt dem Zahnarzt aus Minneapolis."

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