Simbabwe: Furcht vor Mugabe:Tsvangirai flüchtet in niederländische Botschaft

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Die Empörung westlicher Staaten über die Vorgänge in Simbabwe ist groß - Robert Mugabe scheint es nicht weiter zu stören. Inzwischen ließ der despotische Präsident die Zentrale der Oppositionspartei MDC durchsuchen. Deren Parteichef Tsvangirai rettete sich in die Botschaft der Niederlande.

Neue Entwicklung im Machtkampf in Simbabwe: Robert Mugabe hat eine Razzia in der Zentrale der oppositionellen Bewegung für einen demokratischen Wandel (MDC) vornehmen lassen. Mehr als 60 Menschen wurden nach Polizeiangaben festgenommen.

Umjubelt von seinen Anhängern: Oppositionskandidat Morgan Tsvangirai vor wenigen Tagen (Foto: Foto: dpa)

Bei ihnen handele es sich vor allem um Frauen und Kinder, teilte MDC-Sprecher Nelson Chamisa an diesem Montag in Harare mit. Viele von ihnen hätten sich in den vergangenen Tagen vor Gewaltaktionen der Behörden gegen Anhänger der Opposition in die Zentrale der MDC gerettet. Wegen der Ausschreitungen gegen seine Unterstützer hatte MDC-Spitzenkandidat Morgan Tsvangirai am Sonntag seine Teilnahme am zweiten Durchgang der Präsidentenwahl abgesagt.

Morgan Tsvangirai suchte inzwischen Schutz in der niederländischen Botschaft. Tsvangirai habe die Nacht in der Vertretung verbracht, aber nicht um Asyl gebeten, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Den Haag. Außenminister Maxime Verhagen habe den 56-Jährigen eingeladen, so lange zu bleiben, wie er es aus Sicherheitsgründen für nötig halte.

Die Opposition sieht sich einer systematischen Einschüchterungskampagne ausgesetzt, seit ihr Chef in der ersten Runde der Wahl im März mehr Stimmen als Amtsinhaber Robert Mugabe erhielt.

Die aktuelle Entwicklung in dem afrikanischen Land ruft weltweit Empörung hervor. Die systematische Gewaltkampagne, Behinderung und Einschüchterung durch die simbabwische Regierung habe die Wahl zu einer Farce verkommen lassen, erklärte der EU-Außenbeauftragte Javier Solana. Die Vereinten Nationen und zahlreiche Regierungen zeigten sich tief besorgt. Großbritannien und Australien forderten schärfere Sanktionen gegen Simbabwe.

Ein führendes MDC-Mitglied, Roy Bennett, sagte der Nachrichtenagentur AP in Johannesburg, dass die Partei auf die Bildung einer Übergangsregierung unter afrikanischer Vermittlung hoffe. Zusammen mit der Regierungspartei ZANU-PF solle ein friedlicher Übergang gelingen, jedoch ohne Mugabe. "Er hat 28 Jahre regiert. Seine Zeit, den Stab zu übergeben, ist schon abgelaufen", sagte Parteischatzmeister Bennett.

Doch ob Mugabe abtritt, ist ungewisser denn je. Zunächst wird er sich wohl abermals zum Präsidenten küren lassen in einer Stichwahl ohne Gegenkandidaten. Der Vorsitzende der Wahlkommission, George Chiweshe, erklärte inzwischen, die Abstimmung am Freitag solle planmäßig stattfinden.

© Reuters/AFP/AP/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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