Italien wird, ähnlich wie Deutschland, als „verspätete Nation“ bezeichnet. Beide Länder konnten sich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu Nationalstaaten vereinen. Seitdem hat Italien allerdings einen Rollenwechsel vollzogen. Seit mehr als hundert Jahren wirkt es – wertneutral gesprochen – als politische Avantgarde. Das lässt sich am Aufkommen des Faschismus beobachten, an der Entstehung des Euro-Kommunismus, an einer Sozialdemokratisierung der radikalen Linken oder, unter Silvio Berlusconi, an einem Populismus, der sich anti-etatistisch inszeniert, das „wahre Volk“ zu verteidigen vorgibt und seine Macht durch die Konstruktion von Feindbildern festigt.
Buchmesse-Gastland Italien:Zwei wie Pech und Schwefel
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Italien war beim Rechtsruck den meisten Ländern voraus. Silvio Berlusconi bereitete Giorgia Meloni den Weg. Michael Braun erklärt, wie es dazu kam, welche Mythen Meloni umranken und was von ihrer Politik noch zu befürchten ist.
Rezension von Stefan Ulrich
Zum Tod von Silvio Berlusconi:Masseur der Massen
In all den Jahren in der Politik hat sich Silvio Berlusconi vor allem um eines gekümmert: um sich selbst. Er war Wegbereiter vieler Populisten, Demagogen und Kopfverdreher. Zum Tod eines Mannes, der die Welt verändert hat, wenn auch nicht zum Guten.
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