In die Phase der Regierungen Berlusconi II und III fielen Berlusconis letztendlich erfolgreiche Versuche, laufende Verfahren zu torpedieren.
Seit Mitte der neunziger Jahre wurde Berlusconis politische Stellung durch Ermittlungen und Prozesse angegriffen. Zu den Vorwürfen zählten Meineid, Bestechung, Bilanzfälschung, Steuerhinterziehung, illegale Parteienfinanzierung und Mafiakontakte.
Nun, als Regierungschef, konnte Berlusconi etwas tun gegen die aus seiner Sicht "kommunistischen" Richter, die er auch als "Taliban" bezeichnete: Er formte Gesetze, um sich und seine Getreuen etwa durch verkürzte Verjährungsfristen zu schützen. Ein generelles Immunitätsgesetz für die Staatsspitze, genannt "Lex Berlusconi", kippte allerdings das Verfassungsgericht.
Wie sein individuelles Rechtsempfinden ausgeprägt ist, erklärte er 2003 bei Auftritt vor Gericht: "Vor dem Gesetz sind alle gleich", verkündete Berlusconi dem Richter, "aber ich bin gleicher."
Einige von Berlusconis Leuten hat es trotzdem erwischt: Bruder Paolo wurde wegen Bilanzfälschung und Korruption zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Berlusconis früherer Mitarbeiter und späterer Parteifreund, der Senator Marcello Dell'Utri (Foto) erhielt eine mehrjährige Haftstrafe - er ist rechtskräftig verurteilter Mafioso.
Dell'Utri ist übrigens der zuvor erwähnte Mitarbeiter, den die Zeitung L'espresso 1977 unter anderem in der Fotoserie mit Berlusconi abgelichtet hatte, in dem auch das Bild mit dem Revolver auf dem Schreibtisch entstanden war.