Süddeutsche Zeitung

Berlin:Polizei korrigiert erneut die Zahl der Verdächtigen der Silvesterkrawalle

Statt 38 werden 44 Menschen beschuldigt, Polizei und Feuerwehr angegriffen zu haben, 26 besitzen den deutschen Pass. Die Zahlen könnten sich aber immer noch ändern.

Von Joshua Beer, Berlin

Mehr als zwei Wochen nach den Silvesterkrawallen in der Hauptstadt hat die Berliner Polizei abermals ihre Bilanz überarbeitet. Der neuen Statistik zufolge werde gegen 44 Menschen ermittelt, die in der Silvesternacht Polizei und Feuerwehr angegriffen haben sollen.

Insgesamt 126 Strafanzeigen lägen vor. Unter den 44 Verdächtigen ist nur eine Frau, fast die Hälfte ist minderjährig. 26 der Beschuldigten besäßen einen deutschen Pass, darunter zehn die doppelte Staatsbürgerschaft. Die verbleibenden 18 hätten demnach eine rein ausländische Staatsangehörigkeit.

Zuvor kursierten allerdings noch andere Zahlen. Der Tagesspiegel schrieb eine Woche nach Silvester von 38 Festgenommenen, von denen zwei Drittel Deutsche seien. Das habe die Zeitung "aus der Polizei" erfahren. Ein Polizeisprecher teilt nun allerdings per Mail mit: "Die in mehreren Medien erwähnte Zahl 38 war zu keinem Zeitpunkt valide und wurde nicht von der Polizei Berlin mitgeteilt."

Die Zahlen würden "fortlaufend aktualisiert", sagt die Polizei

In der Nacht zu Neujahr war es in Berlin zu starken Ausschreitungen gekommen, Einsatz- und Rettungskräfte wurden teils angegriffen oder in Hinterhalte gelockt.

Angaben der Polizei zur Zahl der Täter waren anfänglich verwirrend. Ursprünglich sprach sie von 159 Festgenommenen, doch da seien "Doppelzählungen" dabei gewesen, sie korrigierte auf 145 Festnahmen, davon angeblich mehrheitlich junge Männer und Nicht-Deutsche, vor allem Afghanen und Syrer. Dies trat eine öffentliche Debatte um die Integration los, die Berliner CDU wollte gar die Vornamen der Verdächtigen abfragen und Friedrich Merz sprach von "kleinen Paschas".

Die Zahl 145 bezog sich allerdings auf verschiedene Delikte in der ganzen Stadt, darunter nicht nur Angriffe auf Einsatzkräfte, sondern auch Brandstiftung und Landfriedenbruch. Diese Präzisierung machte die Polizei aber erst eine Woche nach Silvester.

Die inzwischen angezeigten 77 Angriffe auf die Polizei und 49 auf die Feuerwehr entfielen der neuen Statistik zufolge eben auf die angepasste Zahl von 44 Beschuldigten. Die Zahlen würden aber "fortlaufend aktualisiert" und könnten sich weiterhin ändern. Die meisten Angriffe (81) seien mit Pyrotechnik oder Böllern erfolgt, 15 mit Schreckschuss- oder Signalwaffen und bei 30 geht es um Beschädigungen von Einsatzfahrzeugen und Dienststellen der Polizei.

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