Siemens:Pflicht zur Aufklärung

Der Bestechungsverdacht ist ein Fall für die US-Börsenaufsicht.

Von Nicolas Richter

Wenn die US-Regierung gegen ausländische Firmen vorgeht, kann man das leicht für den nächsten Angriff des einsamen Handelskriegers Donald Trump halten. Erst recht, wenn sich die USA einen deutschen Konzern wie Siemens vorknöpfen - schließlich scheint die deutsche Industrie dem Strafzollpräsidenten besonders lästig zu sein.

Sollte die US-Börsenaufsicht SEC in der Tat gegen Siemens und andere Medizintechnikhersteller wegen Korruptionsverdachts im China-Geschäft ermitteln, so ließe sich das allerdings nicht als reine Bosheit Trumps abtun. Denn erstens träfen mögliche Ermittlungen offenbar auch den US-Konzern General Electric. Und zweitens sind die bisherigen Vorwürfe plausibel, gut dokumentiert und sehr relevant. Im globalen Geschäft läuft es offenbar oft wie auf dem chinesischen Medizinmarkt: Ohne Schmiergeld keine Aufträge. Und weil Compliance-treue Konzerne nicht selbst bestechen dürfen, übernehmen das Mittelsleute, die sich um alles Verwerfliche kümmern. Diese Praxis einmal schonungslos zu durchleuchten, ist für eine seriöse Aufsichtsbehörde geradezu Pflicht. Für Siemens wären neue Korruptionsvorwürfe besonders heikel. Nach dem Schmiergeldskandal 2006 versprach die Firma völlige Sauberkeit. Dieser Anspruch passt leider nicht zu Chinas korrupter Medizinbranche.

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