Siegesfeier in Moskau:Peking für Putin

Chinese President Xi Jinping visits Moscow

"Die Beziehungen sind so gut wie nie": Russlands Präsident Putin und sein chinesischer Kollege Xi Jinping.

(Foto: Mikhail Klimentyev, Ria Novosti/dpa)

Die einstigen Rivalen sind auf dem Weg zu inniger Freundschaft: China und Russland eint der Wunsch, dem Westen Paroli zu bieten. Zur Siegesfeier in Moskau schenkt Peking Putin sogar ein Propagandavideo.

Von Julian Hans und Kai Strittmatter, Moskau/Peking

Die Menschen in dem Video sind sich einig: Russland ist toll. Größer als das eigene Land. Voller schöner Frauen. Aber das beste an Russland: Wladimir Putin. "Ein echt guter Mann." "Mit großen Muskeln." Eine ältere Dame kann kaum an sich halten. "Soll ich's jetzt sagen? Soll ich? Putin, du bist ein schöner Mann!" Es gibt dieser Tage nicht viele Nationen, die Russland und Putin ihrer uneingeschränkten Begeisterung versichern. Und in dem Fall sind die Komplimente etwas ganz Besonderes - sie kommen aus China.

Chinas Staatspräsident Xi Jinping besucht Moskau aus Anlass der Siegesfeier zum Kriegsende an diesem Samstag - und Chinas Propaganda beschenkte den Nachbarn aus diesem Anlass mit einem Video, das im Netz wie wild angeklickt wird. Das Filmchen ist bemerkenswert. Erstens weil es flott gedreht und schnell geschnitten ist und eindeutig auf Chinas junge Netzgemeinde abzielt. Und zweitens, weil Chinas Führer eigentlich der Devise huldigen: Du darfst neben mir keine anderen Idole haben. Das früher oft heikle Verhältnis der beiden Länder ist jedoch im vergangenen Jahrzehnt merklich aufgetaut. Was zum einen am wachsenden Handel liegt, mindestens so sehr aber an der gemeinsamen Abneigung gegen den Rivalen USA. Russlands Staatschef ist seit Jahren eine populäre Figur in China. Vor allem bei den Nationalisten, da er dem Westen Paroli bietet mit einer Kompromisslosigkeit, die sich viele von der eigenen Führung wünschen.

Möglich, dass das Video bereits ein Pilotprojekt der vom Kreml angekündigten "Zusammenarbeit im Bereich der Medien" ist. Laut einer Mitteilung, die der Kreml vor dem Treffen verbreitete, soll diese dazu dienen, "ein positives Russlandbild in China" und umgekehrt zu schaffen. Die Beziehungen seien so gut wie nie zuvor in der Geschichte, hieß es aus Moskau, bevor Xi am Freitag Putin zum Arbeitsfrühstück traf. Etwa 40 Verträge und Vereinbarungen sollen unterschrieben werden; es geht um Energie, Verkehr und Finanzmärkte. Ob es gelingt, das Handelsvolumen von 88,4 Milliarden Dollar 2014 in diesem Jahr auf 100 zu steigern, wie es die chinesische Führung bekundet hat, darf indes bezweifelt werden. Laut Chinas Zoll ist der Handel in den ersten vier Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf ein Drittel eingebrochen, was Experten auf den instabilen Rubelkurs zurückführen. Im Pekinger Video ist derweil ein Student zu sehen, der meint, die Chinesen würden Putin ja noch mehr mögen, wenn er für sie den Gaspreis "ein klein wenig" senken würde.

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