Republikaner-Vorwahl in Texas:Romney sichert sich Kandidatur für US-Präsidentschaft

Multimillionär Mitt Romney wird bei der US-Präsidentschaftswahl den demokratischen Amtsinhaber Barack Obama herausfordern. Nach einem Sieg bei der Vorwahl in Texas ist dem Republikaner die Kandidatur für seine Partei rechnerisch nicht mehr zu nehmen.

Mit einem Sieg bei der Vorwahl in Texas hat sich der US-Republikaner Mitt Romney die Nominierung als Präsidentschaftskandidat gesichert. Einem vorläufigen Ergebnis zufolge konnte er bei der Abstimmung in dem Bundesstaat am Dienstag mindestens 88 der 152 Delegierten für sich gewinnen. Eine deutliche Mehrheit auf dem Nominierungsparteitag im August steht damit fest.

Im November wird Romney voraussichtlich dann gegen den demokratischen Amtsinhaber Barack Obama antreten. Tatsächlich gilt der Ex-Gouverneur von Massachusetts bereits seit Wochen als designierter Kandidat, seitdem sich seine ärgsten Herausforderer Rick Santorum und Newt Gingrich aus dem Rennen verabschiedet haben. Beide Ex-Bewerber haben mittlerweile ihre Unterstützung für Romney erklärt. Der einzig verbliebene Gegenkandidat Ron Paul erreichte dem Nachrichtensender CNN zufolge in seiner texanischen Heimat nur elf Prozent, auch er hatte seinen Wahlkampf schon weitgehend eingestellt. Und selbst US-Präsident Obama hat seinen gesamten Wahlkampf längst auf den Multimillionär ausgerichtet.

Romney war als Favorit in den Vorwahlkampf gestartet, vor allem der erzkonservative Flügel der Republikaner stand ihm aber skeptisch gegenüber. Davon konnte insbesondere Santorum profitieren, der sich als Verfechter christlicher Werte präsentierte und bei Vorwahlen in den Südstaaten und in den ländlichen Regionen des US-Herzlandes Erfolge erringen konnte.

Die magische Zahl ist erreicht

Nach einer Zählung am Dienstagabend kommt Romney auf mindestens 1174 Delegiertenstimmen - und damit auf 30 mehr als für eine Mehrheit notwendig. Den Sieg bei der Vorwahl in Texas sicherte er sich US-Medien zufolge klar mit 71 Prozent.

"Ich fühle mich geehrt, dass Amerikaner im ganzen Land meiner Kandidatur ihre Unterstützung gegeben haben", erklärte der frühere Gouverneur von Massachusetts am Abend in einer Mitteilung. Es erfülle ihn mit Ehrfurcht, ausreichend Delegierte gewonnen zu haben, um für die Republikaner als Präsidentschaftskandidat antreten zu dürfen. "Wir werden uns mit nichts weniger zufrieden geben als dass wir Amerika wieder auf den Pfad zu Vollbeschäftigung und Wohlstand bringen", sagte er. Den Abend verbrachte Romney in Las Vegas, wo er eine Spendengala mit dem Immobilienunternehmer Donald Trump besuchte.

Der Vorsitzende der republikanischen Partei, Reince Priebus, gratulierte dem designierten Kandidaten zu seinem Sieg. Romney werde "Amerika die neue Richtung bieten, die es so dringend braucht", erklärte Priebus. "Wir brauchen einen Anführer, der es wirklich versteht Jobs zu schaffen und der die Privatwirtschaft respektiert."

In der kommenden Woche finden noch Abstimmungen in Kalifornien und vier weiteren Bundesstaaten statt. Den Abschluss des fast sechsmonatigen Vorwahl-Marathons macht Utah am 26. Juni. Die Bedeutung der verbleibenden Vorwahlen ist aber allenfalls symbolisch. Der Wahlparteitag der Republikaner findet vom 27. bis zum 30. August in Tampa im Bundesstaat Florida statt.

Romney ist der erste Mormone, der für eine der beiden großen Parteien in den USA ins Rennen um das Weiße Haus gehen wird. Die im 19. Jahrhundert in den USA gegründete Glaubensgemeinschaft sieht sich in der Tradition des Christentums, wird von Teilen der US-Bevölkerung aber kritisch beäugt. Vor allem evangelikale Christen sehen die Anhänger der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage als Häretiker.

Multimillionär gegen Spendenkönig

Gegen den Amtsinhaber Barack Obama steht Romney ein harter Wahlkampf bevor, die beiden liegen in der Wählergunst bislang nah beieinander - der Internetseite realclearpolitics.com zufolge liegt Obama im Schnitt nur noch zwei Prozent vor seinem Herausforderer. Deshalb wird mit einem knappen Ausgang der Abstimmung Anfang November gerechnet. Das Wahlsystem in den USA führt ohnehin dazu, dass es am Ende nur auf wenige Bundesstaaten ankommt, in denen sich Mehrheiten für Republikaner und Demokraten traditionell abwechseln. Und in vielen dieser "Swing States", etwa in Ohio oder Florida, zeichnet sich ein knappes Rennen ab.

U.S. Republican presidential candidate Mitt Romney greets supporters during a campaign rally in Las Vegas

Republikaner Mitt Romney überschreitet in Texas die magische Schwelle von 1144 Delegierten - und kann sich damit der Kandidatur für die US-Präsidentschaft sicher sein.

(Foto: REUTERS)

Bei der finanziellen Feuerkraft im Wahlkampf liegen Romney und Obama eng beieinander. Während der Demokrat vor vier Jahren den republikanischen Kandidaten John McCain locker bei den Ausgaben für Wahlwerbung überbieten konnte, hat er in dem Multimillionär aus Massachusetts einen ebenbürtigen Gegner. Das liegt auch am neuen Einfluss der "Super-PACs", jenen politischen Organisationen, die pro forma von den Kandidaten unabhängig sind und sich deshalb nicht an die gesetzlichen Obergrenzen bei Wahlkampfspenden halten müssen.

Das Online-Politikportal Politico veröffentlichte kürzlich eine Aufstellung, nach der Romney und seine Unterstützer bislang 402 Millionen Dollar aufgetrieben haben. Nach den Kosten des Vorwahlkampfes bleiben derzeit noch 95 Millionen Dollar. Obama und alle mit ihm verbundenen Organisationen sammelten bislang erst 340 Millionen Dollar, der in der eigenen Partei als Kandidat unumstrittene Präsident hatte aber auch weniger Ausgaben. Laut Politico liegen in seiner Wahlkampfkasse daher noch 133 Million Dollar.

Mit sozialer Gerechtigkeit gegen Wirtschaftspolitik

Den Schwerpunkt seines Wahlkampfes legt Romney auf die Wirtschaftspolitik. Auf YouTube veröffentlichte er kürzlich ein Video mit dem Titel "Day One", zu Deutsch: Tag eins. Hier zählt der Republikaner Dinge auf, die er gleich zu Beginn im Weißen Haus anders machen würde. An prominenter Stelle stehen Steuererleichterungen und Reformen für die Schaffung von Jobs. Im Magazin Time erklärte er, die Arbeitslosenquote von derzeit 8,1 Prozent binnen vier Jahren auf sechs Prozent senken zu wollen.

Obama, der schon seit einiger Zeit auf ein Duell mit Romney spekuliert hat, kontert mit dem Thema soziale Gerechtigkeit. In einer konzertierten Attacke nahm sein Wahlkampfteam in den vergangenen Tagen Romneys Vergangenheit als Finanzinvestor ins Visier und porträtierte den Republikaner als herzlosen Kapitalisten. Auf Dauer wird Obama mit der Negativbotschaft von den mäßigen Wirtschaftsdaten aber wohl nicht ablenken können.

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