Süddeutsche Zeitung

Sicherheitsleak in den USA:NSA-Mitarbeiter soll geheime Daten gestohlen haben

US-Behörden haben den Mann bereits im August verhaftet, wie jetzt bekannt wird. Der Fall könnte klären, warum damals plötzlich Quellcodes der NSA im Internet auftauchten.

Ein externer Mitarbeiter des US-Geheimdienstes NSA ist wegen mutmaßlichen Diebstahls von Staatseigentum verhaftet worden. Das berichtete die New York Times und kurz darauf bestätigte das US-Justizministerium den Fall. Gegen den 51-jährigen Harold Thomas M. laufe ein Ermittlungsverfahren. Festgenommen wurde er demnach bereits im August, nachdem er gestanden habe, Geheimdokumente nach Hause mitgenommen zu haben. Die Anwälte des Mannes erklärten, er habe nie vorgehabt, sein Land zu verraten.

Der Fall erinnert in mancher Hinsicht an Edward Snowden. Beide waren bei der Firma Booz Allen Hamilton angestellt, einem der größten IT-Berater des Landes, und beide haben Dinge entwendet. Snowden hatte Hunderttausende Dokumente gestohlen und sie kurz darauf an Journalisten weitergegeben. Dadurch wurde das Ausmaß der NSA-Abhöraktionen bekannt.

Seit drei Jahren wird über die Möglichkeit diskutiert, dass es neben Snowden noch einen zweiten Whistleblower geben könnte. Bis heute gibt es Indizien, aber keine Gewissheit.

Geklaut wurde Quellcode

Zwischen Snowden und M. gibt es aber auch Unterschiede: Der New York Times und dem Wall Street Journal zufolge wird der Festgenommene verdächtigt, Quellcode - und keine Datensätze - gestohlen zu haben, mit der die NSA in Computersysteme in Ländern wie Russland, Iran, China und Nordkorea einbricht. Der Mann soll nach Angaben des Daily Beast für die Elite-Einheit der NSA, Tailored Access Operations (TAO), gearbeitet.

Ein weiterer Unterschied ist, dass sich derzeit für M. kein Motiv finden lässt. Zwar wird im Daily Beast gerätselt, ob M. die Unterlagen, ganz trivial, für seine Doktorarbeit gebraucht haben könnte. Im Gegensatz zu Snowden lassen sich derzeit keine Anhaltspunkte darüber finden, dass M. das Vorgehen der NSA in Frage stellt. Das kann sich im Laufe der Ermittlungen noch ändern.

Allerdings könnten einige der gestohlenen Daten veraltet gewesen. Es sei naheliegend, dass die NSA für ihre Spionageprogramme inzwischen andere Software verwendet, schreibt die New York Times.

Obama nimmt den Fall "ziemlich ernst"

Der Pressesprecher des Weißen Hauses wies daraufhin, dass US-Präsident Barack Obama den Fall "ziemlich ernst" nehme. Die Obama-Regierung geht aggressiv gegen Whistleblower vor.

M. habe bei einer Befragung erst geleugnet, aber schließlich gestanden, dass er die Dokumente in Papier- und Digitalform in sein Haus und Auto mitgenommen habe, hieß es in der gegen ihn vorliegenden Strafanzeige. Dort hätten Agenten Dokumente und Festplatten gefunden, die als top secret eingestuft wurden.

Sechs als geheim eingestufte Dokumente sollen aus dem Jahr 2014 stammen. Die Washington Post berichtet unter Berufung auf zwei Personen, dass der Mann bereits seit einem Jahrzehnt Dokumente geklaut haben könnte.

Nach Angaben des Wall Street Journal sei die Festnahme eine Folge von Ermittlungen gewesen, die nach einem bis heute ungeklärten Fall eingeleitet wurden.

In diesem Fall waren im August im Internet die Quellcodes von NSA-Hackerangriffen veröffentlicht worden. Die Verantwortung übernahm eine Hacker-Gruppe namens "Shadow Brokers", die mit teilweise ungelenkem Englisch auffiel. Bis heute ist unklar, wie der Quellcode ins Internet gelangen konnte. Die Programme, deren Quellcodes veröffentlicht wurden, stammten nach Angaben von Experten aus dem Jahr 2013.

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