Zum Auftakt der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) hat der scheidende Vorsitzende Wolfgang Ischinger den Vorwurf zurückgewiesen, seine Position für eigene finanzielle Vorteile genutzt zu haben. Der Spiegel und Politico hatte berichtet, dass die von Ischinger im Jahr 2015 mitgegründete Beratungsfirma "Agora Strategy Group" Termine und Kontakte zu Teilnehmern der MSC im Rahmen sogenannter Side Events zum Verkauf angeboten habe. Ischinger, so der Spiegel, habe zwar seinen 30-prozentigen Anteil an der Firma an einen Treuhänder übergeben, profitiere aber bis heute an deren geschäftlichen Aktivitäten.
Ischinger nannte die Vorwürfe in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk "vollkommen abwegig". Er habe von der Sicherheitskonferenz "persönlich überhaupt nicht profitiert". Die Leitung der Konferenz habe sich für ihn zu einem "absoluten Fulltime-Job" entwickelt, für die er eine Aufwandsentschädigung, aber kein Gehalt beziehe, sagte der 75-jährige ehemalige Diplomat.

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Die Sicherheitskonferenz findet in diesem Jahr wieder in Präsenz statt. 600 Gäste werden erwartet, 3500 Polizisten aus ganz Bayern sind im Einsatz. Was auf die Münchner zukommt - ein Überblick.
Die Sicherheitskonferenz ist keine staatliche Veranstaltung, sondern wird bewusst als Privatveranstaltung organisiert, die mit Hilfe von Spendengeldern finanziert wird. Nach Ischingers Worten sind Sponsoren deshalb ein Bestandteil der Konferenz, ihre Beiträge werden im Jahresbericht ausgewiesen. Ischinger hat den Kreis der Geldgeber im Laufe seiner 14-jährigen Tätigkeit deutlich ausgeweitet und damit die finanzielle Unterstützung der Konferenz durch die Bundesregierung reduziert. Damit keiner der privaten Sponsoren zu großen Einfluss gewinne, lägen die Beiträge der einzelnen Finanziers "unter zehn Prozent".
Den Sponsoren würden Networking-Möglichkeiten angeboten, so Ischinger. Er müsse einer Firma, "die da vielleicht Hunderttausende Euro bereit ist jedes Jahr hinzulegen" erklären können, dass sie das nicht nur aus Wohltätigkeitsgründen machen solle, "sondern dass vielleicht durch Gespräche am Rande der Konferenz etwas dabei herausspringen kann", sagte Ischinger.
Um jeden Interessenkonflikt zu vermeiden, habe er seine Anteile an der "Agora Strategy Group" bewusst einem Treuhänder übergeben. Er selbst habe "keinerlei Einfluss" auf die Aktivitäten der Beratungsfirma und habe von ihr auch nie ein Gehalt oder finanzielle Zuwendungen erhalten. Ischingers Nachfolger als MSC-Vorsitzender wird der Diplomat und langjährige Merkel-Vertraute Christoph Heusgen.