Sicherheitsfirmen im Irak:Für 1000 Dollar am Tag in den Tod

Die vier Amerikaner, deren Leichen in Falludscha öffentlich geschändet wurden, waren Angestellte einer US-Sicherheitsfirma. Immer häufiger übernehmen ehemalige Mitglieder militärischer Spezialeinheiten für private Unternehmen die Aufgaben der Armee.

Die am Mittwoch getöteten Mitarbeiter des Unternehmens Blackwater arbeiten selbst in der Hochburg der Aufständischen im Irak, dem so genannten sunnitischen Dreieck, unter erheblich gefährlicheren Bedingungen als die US-Soldaten.

So fuhren sie beispielsweise keine gepanzerten Wagen. Und das macht sie zu leichteren Zielen von Anschlägen. Inzwischen mehren sich auch die Hinweise, dass die vier Amerikaner nicht in einen zufälligen Hinterhalt geraten waren. Die Angreifer wussten vermutlich, auf wen sie schossen.

Seit dem 11. September ist die Zahl von Firmen, die Sicherheitspersonal ausbilden und vermieten, weltweit drastisch gewachsen - und sie übernehmen an den Brennpunkten der Welt zunehmend die Aufgaben der regulären Soldaten.

Bodyguards für US-Zivilverwalter Bremer

Allein im Irak arbeiten derzeit tausende ehemalige Militärs für solche Unternehmen, stellen Bodyguards für besonders gefährdete Persönlichkeiten wie den US-Zivilverwalter, Paul Bremer, bewachen Gebäude ausländischer Regierungen und Firmen und beschützen Konvois privater Firmen und humanitärer Organisationen.

Wie der Sicherheitsexperte vom Brookings Institut in Washington, Peter W. Singer, der New York Times erklärte, übt der private Militärdienst zunehmend die Arbeit an der Front aus, für die sonst Soldaten vorgesehen waren. "Sie überprüfen nicht mehr Passagiere am Flughafen, sondern sie liegen unter dem Feuer von Mörsern und Heckenschützen."

Und Arbeit gibt es genug - soviel, dass der Wirtschaftszweig der privaten Sicherheitsdienste fast explosionsartig wächst. Die Zunahme von ethnischen Konflikten und Bürgerkriegen wie auf dem Balkan oder Haiti, so berichtet die Zeitung, bietet den Beschäftigten einer ganzen Reihe von neu gegründeten Firmen Arbeit.

Blackwater etwa hat Verträge mit dem US-Verteidigungs- und dem Verkehrsministerium. Die Firma arbeitete auch in Afghanistan während des Krieges und bildet regelmäßig Angehörige der US-Navy aus.

Das Geschäft läuft so gut, dass die Unternehmen den modernen Söldnern hohe Honorare zahlen können. Die Jahresgehälter liegen zwischen 100.000 und 200.00 Dollar, bis zu 1000 Dollar können die Sicherheitsleute am Tag verdienen.

"Alle sind sich der Sicherheitssituation bewusst"

Der Tod gehört für sie zum Geschäft. So werden sich die Firmen auch nach dem Angriff auf die Blackwater-Mitarbeiter nicht aus dem Irak zurückziehen. "Niemand ruft dazu auf, unsere Jungs rauszuholen", erklärte etwa Mike Baker von Diligence LLC, einer weiteren Sicherheitsfirma aus den USA der Washington Post. Der Vorfall werde niemanden davon abhalten, in den Irak zu gehen. "Alle sind sich der Sicherheitssituation bewusst."

Und die Situation sieht so aus: Regelmäßig geraten die Sicherheitsleute unter Feuer - und feuern zurück. "Niemand will als Cowboy betrachtet werden", erklärte Baker der Zeitung, "aber die Wahrheit ist, wenn eine Waffe auf einen gerichtet wird, dann reagiert man".

Nun hoffen die Sicherheitsfirmen auf eine harsche Antwort des Militärs auf die Tötung. Kommt sie nicht, so die Befürchtung, würden die Aufständischen dies als Zeichen von Schwäche wahrnehmen und zu weiteren Angriffen ermutigt.

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