Minouche Shafik, die Präsidentin der Columbia University in New York, ist nach anhaltender Kritik von ihrem Posten zurückgetreten, wie sie selbst öffentlich mitgeteilt hat. Shafik war in den vergangenen Monaten heftig für ihren Umgang mit Protestcamps an der Columbia kritisiert worden.
An vielen amerikanischen Universitäten hatte es nach Ausbruch des Krieges im Nahen Osten propalästinensische Proteste gegeben. Die akademischen Institutionen bemühten sich darum, die Balance zu halten zwischen Meinungsfreiheit und Diskriminierung, dem Recht zum Protest und dem Sicherheitsbedürfnis etwa der jüdischen Minderheit. Es kam jedoch wiederholt zu antisemitischen Beleidigungen und Ausschreitungen, aber auch zu islamfeindlichen Vorfällen.
Für ihrem Umgang mit der Situation an der Columbia war Shafik von vielen Seiten kritisiert worden: von links gleichermaßen wie von rechts, von proisraelischer wie von propalästinensischer Seite.
Proisraelische und auch rechte Stimmen werfen Shafik vor, sich nicht ausreichend gegen antisemitische Vorfälle an der Universität eingesetzt zu haben. In ihrer Aussage vor dem Bildungsausschuss des Repräsentantenhauses distanzierte sie sich allerdings deutlich von Antisemitismus. Mindestens ein Uni-Professor wurde wegen entsprechender Äußerungen entlassen.
Beide Seiten forderten Shafiks Rücktritt
Von linker und propalästinensischer Seite heißt es, Shafik sei zu drastisch gegen die Protestcamps vorgegangen. Im April hatte sie mit den Organisatoren über eine Auflösung des Camps verhandeln wollen, jedoch ohne Erfolg. Als Studenten in das Hauptgebäude der Uni drangen und es besetzte, rief Shafik die Polizei, etwa 300 Demonstranten wurden festgenommen, einigen wurde der Zugang zum Campus verwehrt. Die Verhaftung Hunderter Studenten brachte Shafik scharfe Kritik ein, auch vonseiten einiger Universitätsprofessoren. In anderen Bundesstaaten und anderen Ländern solidarisierten sich Studenten und bildeten ebenfalls Protestcamps.
In ihrer aktuellen Mitteilung schreibt Shafik, in ihrer etwa einjährigen Amtszeit seien für die Universität wichtige Fortschritte erzielt worden, aber es sei auch eine „Zeit des Aufruhrs“ gewesen. Diese Zeit habe eine „beachtliche Belastung“ für ihre Familie und viele in der Universitätsgemeinde dargestellt. Sie habe sich daher nach reiflicher Überlegung während des Sommers zum Rücktritt entschlossen, so Shafik. Ihr Abschied, so teilte sie mit, würde „am besten dabei helfen, die bevorstehenden Herausforderungen zu meistern“.
Shafiks Rückzug ist nur einer in einer Reihe von Rücktritten an der Columbia University. Bereits vergangene Woche waren drei Dekane von ihren Ämtern zurückgetreten, nachdem sie von „beunruhigenden Textnachrichten“ berichtet hatten. Einige sollen antisemitische Äußerungen enthalten haben. Unter anderem wegen des Umgangs mit den Protesten waren auch an den Elite-Universitäten Harvard und University of Pennsylvania die Präsidentinnen zurückgetreten.