Übergriffe durch katholische Priester:Kirche lässt Missbrauchsskandal untersuchen

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Seit dem Skandal um sexuelle Übergriffe durch Priester und Ordensleute kämpft die katholische Kirche um die Wiederherstellung ihrer Glaubwürdigkeit. Nun berichtet der "Spiegel", dass die Bischöfe einem unabhängigen Institut Einblick in die Personalakten aller Diözesen gewähren wollen. Opfer, aber auch Täter sollen zu Wort kommen.

18 Monate ist es her, dass die ersten Missbrauchsfälle am Berliner Canisius-Kolleg bekannt wurden - und einen beispiellosen Skandal in der katholischen Kirche aufdeckten. Immer mehr Menschen meldeten, in den vergangenen Jahrzehnten von Priestern und Ordensleuten sexuell missbraucht worden zu sein.

Nach den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche: Bischöfe gewähren einem unabhängigen Institut Einblick in die Personalakten der Bistümer. (Foto: dpa)

Nun geben die Bischöfe in Europa eine Untersuchung in Auftrag - ein Schritt, durch den die Kirche ihre verlorene Glaubwürdigkeit zurückgewinnen will. Der Spiegel berichtet, dass die Bischöfe dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) Zugriff auf sämtliche Personalakten der 27 Diözesen aus den vergangenen zehn Jahre gewähren wollen. In neun Bistümern sollen sogar Akten geöffnet werden, die bis ins Jahr 1945 zurückreichen.

Einen einstimmigen Beschluss zu der Überprüfung fasste die Deutsche Bischofskonferenz bereits am 20. Juni. Kirchenmitarbeiter werden unter Aufsicht eines KFN-Teams, bestehend aus pensionierten Staatsanwälten und Richtern, die Akten auf Hinweise zu sexuellen Übergriffen durchsuchen.

In einem zweiten Schritt sollen die Prüfer der KFN die Verdachtsakten auswerten. Vorgesehen ist, allen noch erreichbaren Opfern einen Fragebogen auszuhändigen, in dem sie Angaben zu ihrem jeweiligen Fall machen können. Danach sind bei Interesse auch ausführliche Interviews geplant - mit Opfern, aber auch mit Tätern, wenn diese dazu bereit sind.

Mit der Studie will die Bischofskonferenz dem Spiegel zufolge Antworten auf mehrere Fragen ermitteln: Es geht darum, unter welchen Umständen es zu den Taten gekommen ist, wie die Kirche damit in der Vergangenheit umgegangen ist und welche Schlüsse sich ziehen lassen, um neue Fälle zu verhindern.

In einer weiteren Studie soll eine Psychiatergruppe um den bekannten Essener Gerichtsgutachter Norbert Leygraf eine Auswertung von etwa 50 Fällen vorlegen, in denen Priester und Ordensleute unter dem Verdacht des sexuellen Missbrauchs vor Gericht standen und dafür psychiatrisch untersucht wurden. Die deutschen Bischöfe wollen die Details der auf drei Jahre angelegten Untersuchung in dieser Woche vorstellen und äußerten sich vorab nicht zu den Inhalten.

© sueddeutsche.de/dapd/feko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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