Süddeutsche Zeitung

Sexuelle Belästigung:Anlaufstelle für SPD-Frauen im Bundestag

Nach Belästigungsvorwürfen der bayerischen SPD-Bundestagsabgeordneten Bela Bach gegen männliche Parlamentskollegen haben die Sozialdemokraten eine Anlaufstelle für solche Fälle eingerichtet. Schon Anfang Juli habe die Fraktion eine Ansprechpartnerin benannt, an die sich Betroffene vertraulich wenden könnten, sagte ein Sprecher der SPD-Fraktion der Deutschen Presse-Agentur. "Seither sind keine weiteren Fälle bekannt geworden."

Bach hatte in den Zeitschriften Bunte und Zeit Campus von Belästigung im Bundestag erzählt. Es gehe ihr nicht um ihren individuellen Fall, "sondern darum, auf ein System aufmerksam zu machen, in dem Macht missbraucht wird", sagte sie der dpa. "Wenn mir so etwas widerfährt, wird darüber berichtet. Wenn eine Kellnerin belästigt wird, berichtet keiner darüber." Sie wolle allen Frauen Mut machen, die Opfer sexueller Belästigung werden .

Zeit Campus hatte sie eine der Situationen, mit denen sie nach eigenen Angaben konfrontiert war, so beschrieben: "Einmal brauchte ich Unterstützung für ein Projekt. Ich schrieb einem Abgeordneten aus meiner Fraktion. Seine Antwort: Er würde mich unterstützen - wenn ich mich dafür privat mit ihm treffe. Ich habe ihm geschrieben, wie irritierend ich sein Verhalten finde, und abgesagt. Auch andere Kolleginnen haben so was erlebt." In der Bunten berichtete sie: "Im Plenum hat ein anderer Kollege, der mir gegenüber mehrfach mit sexistischen Sprüchen aufgefallen ist, sich so über den Sitz gebeugt, dass er mir über das Gesäß streifen konnte. Das sind Momente, da kann man nicht glauben, dass das passiert."

Die in Magdeburg geborene Wahl-Münchnerin Bach war 2020 als Nachrückerin in den Bundestag eingezogen, kandidiert allerdings nicht mehr für die neue Legislaturperiode.

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Quelle:
SZ vom 27.08.2021 / dpa
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