Ob Dominique Strauss-Kahn tatsächlich eine Frau zum Sex zwingen wollte oder nicht - sein Plan, Nicolas Sarkozy als Präsidentschaftskandidat 2012 herauszufordern, ist damit wohl gescheitert. Davon profitiert seine Konkurrenz. Die französischen Präsidentschaftskandidaten in Bildern Ségolène Royal ist 2007 schon einmal als Spitzenkandidatin der Sozialisten zu einer Präsidentschaftswahl angetreten - und verlor knapp gegen Nicolas Sarkozy verloren: Mit 47 Prozent der Stimmen lag die Juristin lediglich sechs Prozent hinter dem konservativen Sieger. Journalisten reiten gern darauf herum, wie hübsch, modisch oder gar feenhaft sie sei. Vielen Franzosen gilt sie als Beleg, dass man auch als Mutter Karriere machen kann - zumindest wenn Großeltern und Kindermädchen zur Verfügung stehen. Als 2007 bekannt wurde, dass ihr Partner, der Sozialist François Hollande, eine Liebesaffäre hatte, trennte sie sich vom Vater ihrer vier Kinder. Ein Jahr später versuchte sie, François Hollandes Nachfolgerin als Parteivorsitzende zu werden, verlor aber gegen Martine Aubry. Bereits 2010 verkündete sie, sie werde zur nächsten Präsidentschaftswahl erneut antreten. Ségolène Royal nutzt neben der Partei auch ihre Organisation "Désirs d'Avenir" ("Wünsche für die Zukunft"), um sich zu profilieren. Sie bemüht sich - im Gegensatz zu ihrer Konkurrentin Aubry - eher um die Mitte der Gesellschaft. Royal ist Präsidentin der westfranzösischen Region Poitou-Charentes.
Nicht erst seitdem Martine Aubry 2008 zur Parteichefin gewählt wurde, ist ihr Verhältnis zu Ségolène Royal angespannt. Die zwei Sozialistinnen hatten schon zu ihrer Zeit in Lionel Jospins Kabinett Ende der neunziger Jahre ihre Schwierigkeiten miteinander. Aubry hofft eher auf die Unterstützung aus dem linken Milieu der Partei, womit sie sich deutlich von ihrer Konkurrentin unterscheidet. Als Arbeitsministerin unter Jospin setzte die Tochter des früheren EU-Kommissionspräsidenten Jacques Delors die 35-Stunden-Woche durch. 2000 zog sie sich in die Kommunalpolitik zurück. Derzeit ist die die Bürgermeistern von Lille - und ein großer Fan des lokalen Fußballclubs (Bild). 2002 hatte Jospin sie für das Amt der Premierministerin auserkoren - allerdings lag er bei der Präsidentschaftswahl hinter dem Konservativen Jacques Chirac und dem Rechten Jean-Marie Le Pen.
Elf Jahre war François Hollande (Mitte, geküsst) Parteichef der Sozialisten, dann löste ihn Martine Aubry 2008 ab. Trotzdem bemühte Hollande sich weiter um eine Integration der Flügel innerhalb der Sozialistischen Partei (Parti socialiste). Er betont die Themen wie Ausbildung, Arbeit oder höhere Steuern für Reiche. Für den Kampf um die Wahl des Präsidenten hat der Bürgermeister von Tulle sich auch äußerlich in Form gebracht: neue Brille und Frisur und weniger Pfunde auf der Waage. Dass er Ségolène Royal, die Mutter seiner vier Kinder, mit einer anderen Frau betrogen hat, tragen ihm die Franzosen offenbar nicht weiter nach. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass er die Öffentlichkeit inzwischen an seinem neuen Liebesglück mit der Journalistin Valérie Trierweiler hat teilnehmen lassen.
Eva Joly (links) wird möglicherweise für die Grünen zur Präsidentschaftswahl antreten. Sie ist zwar gebürtige Norwegerin, aber bereits im Alter von 18 Jahren nach Frankreich gekommen, wo sie ihren inzwischen verstorbenen Mann kennenlernte. Sie hat sich einen Namen als oberste Untersuchungsrichterin im Finanzministerium in Paris gemacht, insbesondere durch die Aufdeckung der Elf-Aquitaine-Schmiergeldaffäre. Seit 2009 sitzt sie als Abgeordnete für Europe Ecologie (EE), einem Bündnis französischer Grüner und Umweltschützer, im Straßburger Parlament. Sie spricht sich deutlich für den Ausstieg aus der Atomkraft aus - eine in Frankreich eher unpopuläre Haltung, die jedoch als Ausdruck ihrer Standhaftigkeit gewertet wird.
Der Ex-Sozialist Jean-Luc Mélenchon wird für seine Partei der Linken (Parti de Gauche) antreten, und hofft dabei auf die Unterstützung der Kommunisten. Drei Jahrzehnte war er bei den Sozialisten, war Senator und Minister, dann hatte er genug. Als Ségolène Royal 2008 seiner Wahrnehmung nach die Partei nach rechts zu rücken versuchte, trat er aus. Den jetzt in den USA belasteten Strauss-Kahn hatte er als "Katastrophe" für die Linken bezeichnet. Außergewöhnlich für französische Politiker ist seine Teilnahme an Anti-Atom-Demonstrationen (Bild).
Nicolas Hulot (Mitte), der kürzlich seine Kandidatur zur Wahl zum französischen Präsidenten verkündet hat, ist nicht als Politiker bekannt, sondern als Fernsehmoderator und Umweltschützer. Nachdem er mit seinen Serien zu Natur und Umwelt berühmt geworden war, wollte Jacques Chirac ihm 2002 das Amt des Umweltministers überlassen. Hulot lehnte allerdings ab und unterstützte stattdessen den Sozialisten Laurent Fabius. Vor der Präsidentschaftswahl 2007 galt er selbst als möglicher Kandidat, trat aber nicht an. Noch ist nicht klar, ob der linksliberale Hulot als Unabhängiger oder für die Grünen ins Rennen gehen will. Dort dürfte seine zögerliche Haltung in Bezug auf einen Atomausstieg umstritten sein.
Von rechts außen strebt Marine Le Pen (links) das Präsidentenamt an. Die Tochter des Gründers der Partei Front National (FN) hält sich im Gegensatz zu ihrem Vater Jean-Marie Le Pen (Mitte) mit fremdenfeindlichen und antisemitischen Äußerungen zurück. Die Abgeordnete im Europaparlament bemüht sich, die Partei auch für Konservative und sogar Linksextreme wählbar zu machen. 2002 hatte es ihr Vater geschafft, bei der Präsidentschaftswahl mit fast 17 Prozent mehr Stimmen zu bekommen als der Sozialist Lionel Jospin. Im zweiten Wahlgang trat er gegen Amtsinhaber Jacques Chirac an - und verlor haushoch.
Nicht sehr aussichtsreiche Kandidaten sind die Sozialisten Arnaud Montebourg (Bild) und Manuel Valls. Montebourg war einst Sprecher von Ségolène Royal. Er tritt für eine Stärkung des Parlaments und mehr Dezentralisierung ein. Valls, ein gebürtiger Spanier, ist seit 1982 Franzose, und Bürgermeister der Stadt Évry. Er gehört dem Mitte-Rechts-Spektrum der Partei an und würde gern den Begriff Sozialismus aus dem Parteiprogramm entfernt sehen. Wegen seiner Forderung nach stärkeren Integrationsbemühungen von afrikanischen Einwanderern hatte Martine Aubry ihm den Austritt aus der Partei nahegelegt. Daraufhin kündigte er seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl an.