Serbien:Mutmaßlicher Kriegsverbrecher verhaftet

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Sondereinheiten der Polizei und des Geheimdienstes haben in Belgrad einen der vier meistgesuchten mutmaßlichen serbischen Kriegsverbrecher gefasst. Er soll an der Ermordung und Misshandlung Zehntausender Muslime beteiligt gewesen sein.

Stojan Zupljanin, einer der vier meistgesuchten mutmaßlichen serbischen Kriegsverbrecher, ist in der Nähe von Belgrad verhaftet worden. Sondereinheiten der Polizei und des Geheimdienstes hätten den seit über einem Jahrzehnt untergetauchten und vom UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag gesuchten Mann in Gewahrsam genommen, teilte die serbische Staatsanwaltschaft für Kriegsverbrechen mit.

Gefasst: Stojan Zupljanin, einer der vier meistgesuchten mutmaßlichen serbischen Kriegsverbrecher. (Foto: Foto: AP)

Der 56-Jährige ist angeklagt, während des Bürgerkrieges in Bosnien-Herzegowina (1992-1995) als leitender Polizist und Geheimdienstler zahlreiche Verbrechen gegen die Menschlichkeit verübt zu haben. Er soll führend an sogenannten ethnischen Säuberungen beteiligt gewesen sein, in deren Verlauf Hunderttausende Muslime vertrieben und Zehntausende ermordet oder misshandelt wurden.

Auch wird ihm vorgeworfen, in die Organisation von Straflagern verwickelt gewesen zu sein, in denen muslimische und kroatische Zivilisten bestialisch misshandelt und ermordet wurden. Die serbische Regierung, die ein Kopfgeld in Höhe von 250.000 Euro für die Ergreifung des Serben ausgelobt hatte, will Zupljanin an das UN-Tribunal ausliefern.

"Beweis für Serbiens guten Willen"

"Die Verhaftung ist der Beweis, dass Serbien alles in seiner Kraft stehende unternimmt, mit dem Haager Tribunal zusammenzuarbeiten", erklärte die Regierung in Belgrad nach Angaben der Nachrichtenagentur Beta. Der UN-Chefankläger Serge Brammertz hatte Serbien erst vor kurzem beschuldigt, die gesuchten Angeklagten zu decken.

EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn begrüßte die Verhaftung Zupljanins. "Das ist ein wichtiger Schritt hin zur uneingeschränkten Zusammenarbeit mit dem Kriegsverbrechertribunal der UN", erklärte Rehn. Die EU macht die Ratifizierung eines Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommens (SAA) mit Serbien davon abhängig, dass Belgrad uneingeschränkt mit dem UN-Tribunal kooperiert. Vor allem wird die Verhaftung des serbischen Ex- Generals Ratko Mladic erwartet. Nach der Ratifizierung des SAA kann Serbien Kandidat für einen Beitritt zur EU werden.

Nach der Verhaftung von Zupljanin sind noch drei vom UN-Tribunal angeklagte Serben auf freiem Fuß: Der Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, dessen Militärchef Ratko Mladic und der kroatische Serbenführer Goran Hadzic.

Außerdem werden in den Gebieten des früheren Jugoslawien noch mehrere Angeklagte gesucht, die sich jedoch nicht in Den Haag sondern vor den jeweils nationalen Gerichten werden verantworten müssen.

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