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Serbien: Auslieferung läuft:Hadzic flog wegen Geldmangels auf

Ein Treffen im Wald wurde Goran Hadzic zum Verhängnis: Der festgenommene mutmaßliche Kriegsverbrecher schmuggelte und besaß ein Gemälde im Wert von Millionen. Irgendwann ging Goran Hadzic im Untergrund aber das Geld aus. Nun wurde er nach Den Haag ausgeliefert - vorher besuchte er aber noch seine Mutter.

Serbien hat seinen letzten mutmaßlichen Kriegsverbrecher Goran Hadzic an das UN-Tribunal in Den Haag ausgeliefert. Bereits zwei Tage nach seiner Festnahme wurde der 52-Jährige abgeschoben. Ein Flugzeug startete in Belgrad, um ihn in die Niederlande zu bringen. Hadzic werden schwerste Verbrechen gegen die Menschlichkeit im kroatischen Bürgerkrieg zwischen 1991 und 1995 vorgeworfen.

Vor seiner Auslieferung besucht er einem serbischen Bericht zufolge aber noch seine kranke Mutter in Novi Sad nördlich von der Hauptstadt. Am Donnerstag hatte Hadzics Anwalt Toma Fila gesagt, es sei "realistisch", dass sein Mandant schon am Freitag nach Den Haag überstellt werden könnte.

Der 52-Jährige Hadzic war am Mittwoch nach sieben Jahren auf der Flucht in Serbien gefasst worden. Der frühere kroatische Serbenführer ist vor dem UN-Tribunal wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen während des Kroatien-Kriegs in der ersten Hälfte der neunziger Jahre angeklagt, darunter dem Massaker an mehr als 200 Kroaten in Vukovar 1991. Er war der letzte noch flüchtige Angeklagte des UN-Kriegsverbrechertribunals.

Inzwischen kommen immer mehr Details der Verhaftung ans Licht: Er ging der Polizei offenbar ins Netz, weil ihm im Untergrund das Geld ausging und er nach neuen Einnahmequellen suchte. Er habe sich in einem Wald nordwestlich von Belgrad mit einem Helfer getroffen, der ihm Geld aushändigen wollte, berichten serbische Zeitungen unter Berufung auf Ermittler. Dabei nahmen ihn Agenten des Geheimdienstes fest.

Zu seiner Verhaftung sei es auch deshalb gekommen, weil er ein Ölbild des italienischen Malers Amedeo Modigliani verkaufen wollte, dessen Wert auf bis zu 15 Millionen Euro geschätzt werde. Hadzic soll dieses Bild 1991 in Frankreich mit Geld gekauft haben, das er durch den Schmuggel von Treibstoff und Öl erworben habe.

Die meiste Zeit habe Hadzic in Russland verbracht, schreiben serbische Medien. Dort habe er vom Schmuggel gelebt. Frühere Geheimdienstmitarbeiter hätten ihn unterstützt, genau wie Geistliche der Serbisch-Orthodoxen Kirche.

Hadzic war bei seiner Festnahme kaum wiederzuerkennen. Den dichten dunklen Vollbart, sein jahrelanges Markenzeichen, hatte er abrasiert. Er sei mit einer Pistole bewaffnet gewesen, teilte die Staatsanwaltschaft mit, setzte sie aber nicht ein.

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