11. September 2001:US-Luftwaffe hätte zweites Flugzeug abschießen können

Die Kampfjets waren bereit, aber der Befehl kam zu spät. Der offizielle Untersuchungsbericht zu den Anschlägen von New York wirft den US-Behörden Versagen vor. Trotz gegenteiliger Aussagen der Untersuchungskommission beharrt US-Präsident darauf, dass der frühere irakische Machthaber Verbindungen zum Terrornetzwerk hatte.

Neben angeblichen Massenvernichtungswaffen hatte der US-Präsident die vermeintliche Verbindung zwischen Saddam Hussein und al-Qaida als einen der Hauptgründe für die Invasion in Irak angeführt.

Vor Beginn einer Kabinettssitzung im Weißen Haus am Donnerstag insistierte Bush, dass Irak unter Saddam Hussein "eine Beziehung" und "zahlreiche Kontakte" zu al-Qaida unterhalten habe.

Auch die britische Regierung, der engste Verbündete der USA im Irak-Krieg, bekräftigte den Vorwurf, al-Qaida sei von Saddam Hussein unterstützt worden. Unter dessen Herrschaft hätten Mitglieder von al-Qaida in Irak "operiert", sagte ein Sprecher von Premierminister Tony Blair in London.

Der parteiübergreifende US-Untersuchungsausschuss hatte am Vortag zwar in einem Zwischenbericht bestätigt, dass Saddam Hussein in den neunziger Jahren eine Reihe von Kontakten zu al-Qaida und Osama bin Laden gehabt habe.

Der Befehl an die Kampfjets kam zu spät

Diese Kontakte seien aber offenbar nicht in eine "Zusammenarbeit" gemündet. Nach Erkenntnissen der Kommission gibt es demnach auch keine Belege, dass Saddam Hussein etwas mit den Anschlägen des 11. September zu tun gehabt habe.

Bush betonte allerdings, seine Regierung habe nie behauptet, dass die Angriffe in New York und Washington von al-Qaida zusammen mit Saddam Hussein organisiert worden seien.

Am letzten Tag ihrer Anhörungen befasste sich der Ausschuss mit der Reaktion der US-Luftabwehr auf die Anschläge des 11. September. Der Ausschuss stellte dabei fest, dass die Luftabwehr damals völlig unvorbereitet getroffen worden sei: "Die vorliegenden Anweisungen waren am Morgen des 11. September in jeglicher Hinsicht untauglich für das, was bevorstand."

Die Kommission erklärte, die Luftverkehrsbehörde (FAA) und das Nordamerikanische Luftverteidigungskommando (NORAD) hätten nicht gewusst, wie sie auf die Entführungen reagieren sollten. Daher sei zu spät der Befehl ergangen, Kampfjets zu entsenden, um die Flugzeuge aufzuhalten.

Mangelnde Koordination

Vize-Präsident Dick Cheney unterzeichnete schließlich die Anweisung, die entführten Maschinen abzuschießen. Die Militärpiloten erreichte diese Order jedoch erst, nachdem das letzte der vier Flugzeuge in Pennsylvania aufgeschlagen war.

Die Kommission macht hauptsächlich mangelnde Koordination für die langsame Reaktion der Behörden verantwortlich. In den Notfallanweisungen werde von normalen Flugzeugentführungen ausgegangen, nicht von Selbstmordattentätern. "NORAD und die FAA waren auf die Art der Angriffe gegen die USA vom 11. September 2001 nicht vorbereitet", hieß es.

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