Senat-Spekulation um Ashley Judd:Hollywood-Liberale mischt Kentucky auf

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Als Promi-Fan des Basketball-Teams "Wildcats" könnte Schauspielerin Ashley Judd auch bei Republikanern in Kentucky gut ankommen. (Foto: AFP)

Den Gegner fertig machen, so früh es geht. Obwohl Schauspielerin Ashley Judd offen lässt, ob sie 2014 für den US-Senat kandidiert, wird sie in Video-Clips als "abgehoben" verspottet. Dies verrät, wie ernst die Konservativen die Demokratin nehmen - die im Südstaat Kentucky vor allem wegen ihrer Basketball-Begeisterung gut ankommt.

Von Matthias Kolb, Washington

Kaum ist die Präsidentschaftswahl vorbei, konzentrieren sich Amerikas Polit-Strategen auf 2014 - dann werden bei den als wichtiger Stimmungstest geltenden Kongresswahlen ein Drittel der Senatoren und das gesamte Repräsentantenhaus gewählt. Dass Schauspielerin Ashley Judd in Kentucky den mächtigsten Republikaner im Senat, Mitch McConnell, herausfordern könnte, elektrisiert viele. Das konservative Lager verliert keine Zeit und verspottet Judd in einem Youtube-Clip als "abgehobene Liberale aus Hollywood". Doch deren Chancen im Südstaat Kentucky sind gar nicht schlecht.

Kaum hatte American Crossroads, jenes von George W. Bushs Intimus Karl Rove geführte Super-Pac, das Video mit dem Titel "Ashley's Story" im Februar bei Youtube hochgeladen, reagierte die 44-Jährige souverän. Ihr Sprecher erklärte: "Ashley bedankt sich bei Senator McConnell, Karl Rove und deren Verbündeten für all die Aufmerksamkeit, die diese ihren Überlegungen über eine Zukunft in der Politik widmen. Eine Entscheidung ist noch nicht getroffen."

Der 80-Sekunden-Spot, der in mehreren Bezirken Kentuckys im Fernsehen ausgestrahlt wurde, ist ein Meisterwerk der negativen Wahlwerbung. Er zitiert Judds eigene Großmutter, die ihre Enkelin als "Hollywood-Liberale" bezeichnet und verwendet Interview-Schnipsel, in denen die Schauspielerin erklärt, sie würde überall hingehen, wo Obama sie hinschicke. Und immer wieder ist eine alte Aussage von Judd zu hören: "Tennessee is home". Die Botschaft ist klar: Liebe Wähler, diese Frau hat nichts mit euch gemeinsam und sie fühlt sich nicht mal in unserem Staat zuhause.

Dass Judd, bekannt aus Filmen wie Frida oder Twisted, in Nashville wohnt, hat sie ebenso wenig bestritten wie ihre Unterstützung für den US-Präsidenten. Solange sie nicht erklärt, ob sie 2014 gegen Mitch McConnell antritt, den Anführer der republikanischen Minderheit im Senat, wird munter spekuliert. Aus Medien-Perspektive wäre dieses Rennen ein Traum: eine attraktive, dem Umweltschutz verbundene Schauspielerin tritt gegen einen 70-Jährigen an, der seit 1984 im Senat die Strippen zieht und zuletzt regelmäßig mit Vizepräsident Joe Biden in letzter Minute Deals aushandelte - zuletzt im Streit um die Steuerklippe.

Obamas "siamesischer Zwilling"

Während Judd schweigt, melden sich - oft ungefragt - viele Berater zu Wort. "Eine Katastrophe" wäre Judds Kandidatur, weil sie viel zu liberal sei, orakeln manche. Obama werde sie als "ihr siamesischer Zwilling" hinabziehen, prophezeien andere - und verweisen darauf, dass Mitt Romney hier mit 23 Prozent Vorsprung siegte. Doch womöglich äußern sich manche Strategen und Spender nur abfällig, weil sie bislang nicht eingebunden wurden. Via Twitter hat Judd ihre mehr als 150.000 Follower aufgefordert, sich in eine Mailing-Liste einzutragen: "Ihr werdet die ersten sein, die alle möglichen Dinge erfahren werden."

"Es würde mich wundern, wenn sie nicht antritt. Sie hat alles getan, was ein ernsthafter Kandidat tun muss", sagt der demokratische Abgeordnete John Yarmuth der New York Times. Deren Reporter fuhr extra nach Ashland, wo Ashley Judd den Großteil ihrer Kindheit verbrachte. Denn anders als der Video-Clip, der auf einer extra durchgeführten Wähler-Umfrage beruht, vermuten lässt, hat die mögliche Senatsbewerberin enge Verbindungen zu Kentucky: Ihre Mutter Naomi, eine bekannte Country-Sängerin, stammt aus Ashland und in diesem Bundesstaat machte sie ihren ersten Abschluss.

Die Verbindung zur University of Kentucky sieht der Ex-Politiker Jonathan Miller in The Daily Beast als großes Plus: Seit Jahren gilt Judd als "Fan Nummer Eins" der Wildcats, des Basketball-Teams der University of Kentucky. "Wir sind ein oft gespaltener Staat, aber jedes Jahr im März legen wir allen politischen Streit beiseite und bejubeln die Wildcats", so Miller in seiner Kolumne. Und zu feiern gibt es viel: Kein amerikanisches College-Basketball-Team ist erfolgreicher.

Ehrlichkeit gegen Washingtoner Insidertum

Die 44-Jährige hat als Promi-Fan auf sich aufmerksam gemacht: Regelmäßig formt sie mit ihren Händern das Y, während die Cheerleader auf akrobatische Art KENTUCK darstellen. Judd twittert ständig über Basketball und hat so zumindest eines bewiesen: Sie wäre kein typischer Politiker. Und dies könnte viele Anhänger der Republikaner dazu bringen, ihr zuzuhören. "Sie ist mir ein bisschen zu liberal", verriet eine Rentnerin der New York Times und fuhr fort: "Ich habe die Nase voll von McConnell. Er ist immer gegen alles." Ähnlich äußerte sich der 67-jährige Perry Dalton: "Sie ist liberaler als ich, aber sie ist ehrlich. Und Ehrlichkeit ist mir am wichtigsten."

Dies ist kein schlechter Ausgangspunkt in einer Zeit, in der nur 13 Prozent der Wähler dem Kongress Vertrauen entgegen bringen, der mögliche Gegner genau jenes Washingtoner Insidertum verkörpert, das viele Bürger so abstößt. Und ihre Prominenz, so vermuten Insider, würde ihr helfen, genug Spenden zu sammeln, um gegen McConnells gutgeölte Maschinerie eine Chance zu haben.

Linktipp: Welche Bedeutung College-Basketball für die politischen Chancen von Ashley Judd hat, ist bei The Daily Beast nachzulesen.

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