Senat - Hamburg:Inzidenz sinkt weiter: Senat für Lockdown-Verlängerung

Corona
Nahezu menschenleer ist der Rathausmarkt um die Mittagszeit. Foto: Daniel Reinhardt/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Hamburg (dpa/lno) - Trotz der im Wochenvergleich gesunkenen Corona-Infektionszahlen will der Hamburger Senat nicht über eine Lockerung des Lockdowns reden. "Die Lage stabilisiert sich", sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer mit Blick auf die am Dienstag gemeldeten 251 Neuinfektionen und die Sieben-Tage-Inzidenz von 104,2. Diese Zahlen reichten aber nach Ansicht von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) noch nicht aus, fügte der Sprecher hinzu. Hamburg erwarte von der Ministerpräsidentenkonferenz mit Kanzlerin Angela Merkel "vernünftige Entscheidungen".

Bereits vor dem Bund-Länder-Treffen, das gegen 14.15 Uhr online begann, zeichnete sich eine Verlängerung des Lockdowns bis Mitte Februar ab. Zudem wurde erwartet, dass die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen und in Geschäften verschärft wird. Über weitergehende Maßnahmen wie Ausgangsbeschränkungen herrschte aber Uneinigkeit.

Die 251 neuen Corona-Fälle vom Dienstag waren zwar 46 mehr als am Montag, aber 139 weniger als am Dienstag vor einer Woche, wie die Hamburger Gesundheitsbehörde mitteilte. Die Inzidenz - also die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen - sank von 111,5 auf 104,2. Vor einer Woche hatte dieser Wert noch bei 146,2 gelegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab am Dienstag auf anderer Berechnungsgrundlage eine Sieben-Tage-Inzidenz von 93,3 für Hamburg an. Von den Bundesländern haben zurzeit nur Bremen und Schleswig-Holstein niedrigere Werte.

Auf die Frage nach neuen Erkenntnissen zu den Virus-Mutationen aus Großbritannien und Südafrika berichtete Schweitzer von der Beratung der Regierungschefs mit Wissenschaftlern am Montagabend: "Wirklich etwas Neues ist dort nicht vorgetragen worden." Es gebe eine Bandbreite an Informationen, wonach sich die britische Virus-Variante schneller ausbreite. Zur Gefährlichkeit dieses Typs sei aber nicht viel gesagt worden. Sowohl die britischen als auch die südafrikanischen Mutationen wurden bereits in Hamburg nachgewiesen.

Schweitzer bekräftigte, dass Hamburg die Unternehmen zu mehr Arbeit im Homeoffice drängen wolle. Rechtlich sei diese Frage jedoch höchst komplex. Im öffentlichen Nahverkehr plädiere die Hansestadt für "echte Gesichtsmasken", aber nicht notwendigerweise FFP2-Masken. Bislang sind auch Schals oder Halstücher zur Bedeckung von Mund und Nase zulässig. Der Senat werde vermutlich am Mittwoch über die Verlängerung des Lockdowns beraten und die Ergebnisse am Nachmittag auf einer Pressekonferenz bekannt geben, sagte Schweitzer.

Zu möglichen neuen Einschränkungen für Kindertagesstätten wollte er sich nicht äußern, um den Beratungen der Ministerpräsidenten nicht vorzugreifen. Nach Angaben der Sozialbehörde bringen weiterhin viele Hamburger Eltern ihre Kinder in die Kitas. Die Auslastung der Einrichtungen liege im Durchschnitt bei knapp der Hälfte. In einzelnen Kitas bestünden deshalb bereits personelle Engpässe.

Zudem seien mit so vielen Kindern die Hygieneanforderungen nicht mehr sicher einzuhalten. Eltern, die ihre kleinen Kinder nicht zu Hause betreuen können, dürfen sie in Hamburg weiterhin in die Kita bringen. Auch Tagesmütter dürfen weiterhin Kinder betreuen. Es gilt ein eingeschränkter Regelbetrieb, keine Notbetreuung.

In einem Pflegeheim der Diakoniestiftung Alt-Hamburg hat es einen größeren Corona-Ausbruch gegeben. Seit Weihnachten haben sich 88 der 118 Bewohner mit dem Erreger angesteckt, sagte Geschäftsführer-Assistent Jan Hell. Auch 26 der 96 Mitarbeiter wurden seitdem positiv auf Sars-CoV-2 getestet. Zudem seien seither zehn infizierte Senioren gestorben.

Hamburgs Polizeipräsident hat wenig Verständnis dafür, dass derzeit noch immer Menschen gemeinsam feiern oder Corona leugnen. "Es macht mich fassungslos, dass wir immer noch Partys mit 30, 40 oder 50 Personen beenden müssen und wie viele Ignoranten des Problems es immer noch gibt", sagte Ralf Martin Meyer dem "Hamburger Abendblatt". Bei "Wiederholungstätern" müsse man offenbar mit empfindlichen Bußgeldern arbeiten. Die Stadt Hamburg hat nach offiziellen Angaben bereits mehr als 1,5 Millionen Euro an Corona-Bußgeldern eingenommen.

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